Kroatien4

   
 


 

 

Home

Mein Wagen

Die Tour

Extras

Welpen

Der Anfang

vergangenes

Support

 


     
 

Donnerstag 7. August 2008, 16.36 Uhr
Ich sitze mit meinem Laptop im Wald hinter Split. Die Temperaturen im Wagen werden immer unerträglicher.

Da kann man nur flüchten. Ich habe mal wieder eine Nacht nicht geschlafen. Nein, ich habe die Kühle der Dunkelheit genutzt um ein wenig Ordnung in mein Fahrzeug zu bringen. So gegen neun bin ich dann los, ein Brot kaufen. Mit diesem, meinem Laptop und der Hängematte habe ich mich in die schattigen Wälder hinter Split verkrümelt. Jetzt bin ich gerade aufgewacht, mein Hund schläft friedlich unter mir. Weit und breit keine Menschenseele. Herrlich! Seit mich meine Gäste verlassen haben hänge ich jeden Abend mit Pepy und seiner Clique auf Matejuska ab.

Matejuska ist der Name dieser Kaimauer wo sich die ganzen jungen Leute treffen. Ich kannte dort ja schon Einige von meinen vorigen Aufenthalten, und auch ich war dort schon bekannt. Bin ja mit meinem Hund auch nicht zu verkennen. Aber Pepy und seine Kumpels habe ich erst später kennengelernt. Wie so oft war es Flitsch die uns ins Gespräch brachte. Und wie eigentlich immer wenn mich hier irgendwer anquatscht, fragte ich auch diesmal, ob es eventuell möglich wäre, die Sprache zu wechseln. "Yes of course, were do you come from?" "Germany" "Och dann können wir ja auch deutsch reden. Ich freu mich immer wenn ich das noch mal benutzen kann, sonst verlerne ich es noch." Akzentfrei, als wenn ich mich mit `nem Kumpel aus Ratingen unterhalte.Die üblichen Fragen wurden gestellt. "Was machst du hier? Wie bist du unterwegs? Wie lange schon hier? usw" Ich erzählte meine Geschichte und weckte sichtlich Neugier. Dann klingelte Pepys Handy. "Du wir müssen mal kurz weg" meinte er zu mir. "Wir dachten uns du trinkst dir hier son Bierchen von uns oder auch zwei und hältst `nen Platz frei. Wir sind in 20 Minuten zurück." Öh, ja, Bier trinken? Schon wieder? Na ja, eins wird schon gehen. Aus den 20 Minuten wurde eine gute Stunde aber das ist ja egal. Schließlich sitze ich hier so oder so am Abend und auf diese Weise hab ich was anderes zu trinken als Leitungswasser. Ein Smalltalk hier, ein Pläuschlein da. Hier sind alle super aufgeschlossen und offen fremden Menschen gegenüber. Das gefällt mir und erinnert mich ein wenig an die Mentalität auf Wagenplätzen und in Squats. Oder auch an meine Erfahrungen in der Prager Kneipe, wo ich so schnell mit allen ins Gespräch kam. Ich bemerkte es kaum wie lange die 20 Minuten dauerten, bis mein neuer deutschsprachiger Freund wieder auftauchte. Er kam gleich mit `ner ganzen Meute, alles Kumpels, Freunde und Bekannte. Da war es dann vorbei mit deutsch. Dann verstehen ja die Anderen nix. Also trainiere ich mal wieder mein Englisch. Zu meiner Freude wird es von Tag zu Tag besser. Dennoch, wenn ich eine englischsprachige Zeitung in die Hand nehme, bemerke ich, wie miserabel meine Kenntnisse doch sind. Ich muss da echt mal dran arbeiten. Neugierig werde ich ausgefragt. Touristen hat man ja hier viele, aber jemanden der behauptet bereits ein halbes Jahr in Kroatien zu sein und auch nicht im Traum dran denkt irgendwann noch mal "nach Hause" zu fahren, scheint auch hier ein Ausnahmefall zu sein. "Und wie finanzierst du das Ganze?" werde ich gefragt. Eine Frage die ich immer wieder gestellt bekomme, und die ich eigentlich hasse, weil ich sie nicht wirklich beantworten kann. Fest steht, das letzte Geld habe ich für den Großeinkauf mit Rainer und Hermi gewechselt. Das ist jetzt 3 Monate her. Seitdem lebe ich von Flaschenpfand. Fakt ist weiterhin, dass sich mein Kapital, seit ich Wien verlassen hab um 300 Euro reduziert hat. 300 Euro in rund 9 Monaten. Frag mich einer wie ich das mache. Ich kann das nicht erklären, aber ich habe erlebt dass es geht. Bescheidenheit, vielleicht schon Geiz, und alles mitnehmen was man findet. Ob das Kleingeld in den Plitvicer Seen ist, oder `ne leere Flasche, oder 130 Paar Schuhe von denen ich schon einige versilbert habe, oder einfach nur ein halb fauler Apfel aus dem Marktmülleimer. Jeden Cent 3 Mal rum drehen bevor man Ihn ausgibt dann scheint das zu gehen. Und es muss auch gehen denn anders wäre meine Reise schon lange vorbei. Ja und genau das gebe ich den Jungs zur Antwort. „Ja und was isst du?" Ich erkläre die Situation: "Ein Brot kostet 4 Kunat mit ein wenig Butter und Marmelade kostet es sagen wir mal 8 Kunat. Das sind 16 leere Flaschen. Ich zeige den Inhalt meines Rucksacks. Seht Ihr wieder mal ein Tag umsonst. "Ja aber du kannst dich doch nicht nur von Brot ernähren?" "Nö, tue ich ja auch nicht. Wäre ja auch viel zu teuer. Ein Pfund Nudeln kostet 3 Kunat mit Tomatensoße 6 Kunat, das reicht für 2 Tage. Mit Kartoffeln sieht es ähnlich aus, und Pfannkuchen sind auch so gut wie umsonst." Es ist schon spät, langsam leeren sich die Reihen. Schließlich sitze ich mit Pepy alleine auf der Mauer. Endlich komme auch mal ich dazu ein paar Fragen zu stellen, und zwar in deutsch. Eine richtig flüssige Konversation ohne stundenlanges Überlegen nach den richtigen Vokabeln. Als ich die Chance hatte mit Maria und Natalie zu quatschen, hab ich mich ja dermaßen zugesoffen, dass ich selbst meiner Muttersprache nicht mehr mächtig war. Pepy hat 10 Jahre in Deutschland bei Verwandten gelebt; jetzt ist er bereits seit 6 Jahren wieder in Split. Er ist 25, also muss er von seinem 9. bis zu seinem 19. Lebensjahr in Deutschland gewesen sein. Da ist man noch aufnahmebereit für `ne andere Sprache. Ich schäme mich meiner wenigen Brocken kroatisch, die ich in den 6 Monaten die ich hier bin erlernt habe. Nein Ausländerfeindlichkeit habe er selbst nie erfahren, Deutschland sei für Ihn eine zweite Heimat Ihm hat es dort gefallen. Meine Abneigung gegenüber meinen Mitmenschen deutscher Staatsangehörigkeit versteht er erst, nachdem ich Ihm die Erfahrung aus vielen Jahren Wagenleben in Deutschland schilderte. In meinen Augen sind die meisten Deutschen arrogant und konsumorientiert. "Was du hast kein Breitbild TV? Du hast überhaupt keinen Fernseher? Du wohnst in `nem Auto? Willst du nicht auch mal `ne anständige Hose? Ich meine ein Markenprodukt?" Der typische Deutsche bewertet seinen Mitmenschen nach den Konsumgütern die dieser besitzt. Hast du nix bist du nix. Das es Menschen gibt, die ne Hose brauchen die wärmt, und keine der Marke XY interessiert dabei nicht. Welchen Anfeindungen war ich ausgeliefert, einfach nur, weil ich keine Wohnung wollte. Welchen Ärger mit Behörden und Ämtern wegen einer fehlenden Adresse. Die Verfassung sichert mir Persönlichkeitsentfaltung zu. Also lasst mich doch in Frieden. Ich denke hier ist es auch nicht anders. Staat ist Staat. Aber hier habe ich deutsche Kennzeichen; ich wohne nicht in meinem Fahrzeug sondern bin Tourist und bringe Devisen ins Land. Zumindest glaubt das die Staatsgewalt wenn sie mich kontrolliert. Das ist ein ganz anderer Ausgangspunkt. Ich erfuhr, dass Deutschland auf kroatisch Njemacka heißt und erlernte noch einige andere neue Vokabeln die ich mir aber nicht merken konnte. Am nächsten Abend trafen wir uns nicht auf Matejuska sondern am Kirchenvorplatz.

Dort wollten wir die Show bewundern, mit der ein polnisches Pärchen Ihre Reise finanzierte. Eine Mischung aus Feuerpois und einem Kampfsporttanz. Die Beiden hatten wir am Vorabend kennengelernt und ich hatte sie eine Nacht beherbergt. Wen es interessiert, die beiden haben in Polen ein kleines Theater mit Website und ein Youtube Video im Netz. Wenn ich sehe, was da so verdient wird, wächst mein Wunsch mehr und mehr, mich auch über irgendeine Art der Straßenkunst zu finanzieren. Aber bis heute habe ich nicht den geringsten Schimmer, was ich denn diesbezüglich so kann. Eigentlich garnix. Nach der Show ging es zurück nach Matejuska. Ich ging mit Pepy vorweg. Er lud mich auf `ne Pizza ein, weil er nicht wolle, dass ich Hunger habe wenn wir zusammensitzen. Dann schenkte er mir das Restgeld, 90 Kunat. Also das Bier und die Pizza, das lass ich mir gefallen, aber die Kohle ist mir echt peinlich. Alle Versuche Ihm das Geld zurückzugeben scheiterten. Erst spät in der Nacht, als wir noch auf `nen Kaffee in meinen Wagen sitzen, hatte ich Erfolg. Am nächsten Morgen wollte ich dann ein wenig das Chaos vom Vortag beseitigen. Als ich meine Weltkarte vom Tisch räumte um selbigen abzuwischen entdeckte ich darunter 90 Kunat. Von wegen Erfolg. Noch 2 oder 3 Tage hing ich in den Nächten mit den Jungs auf Matejuska ab. Echt `ne super Clique in der ich viel Spaß hatte. Das Pfandflaschensammeln war das reinste Vergnügen. Ich brauchte nicht sammeln, einfach nur da sitzen und ein Bier trinken, wenn wer seine Büchse leer getrunken hatte, brachte er mir dass leere Behältnis und steckte es in meinen Rucksack. Zu guter Letzt ging es weiter. Erst zum nahegelegenen Kaufland. Pullen wegbringen. Er hatte `nen Annahmeautomaten, da kann man so oft kommen wie man will. In 22 Anläufen versilberte ich 1712 Flaschen zu 856 Kunat, etwa 120Euro. Vielleicht ist es dem Ein oder Anderen schon aufgefallen, ich habe neue Kamera- Akkus. 4 Stück 80 Kunat bei Kaufland. 60 Kunat gespart im Vergleich zu dem Preis aus Trogier. Deshalb gibt`s hier ein paar Bilder aus Split. Dann habe ich noch was vergessen oben in den Text einzubauen. Ich habe erfahren, dass der kroatische Sozialhilfesatz 400 Kunat/Monat beträgt, etwa 56 Euro. Da muss ich auch ganz ohne Alkohol kotzen, wenn ich dran denke, wie sich die Deutschen über die 351 Euro, die sie in den Arsch geschoben bekommen, beschweren. Ich würde mich schon über die 56 Euro als geregeltes Einkommen freuen.

Am späten Abend ging es dann endgültig weiter. Ich wollte nach Omis. Dort soll es eine Brücke über einen Fluss geben. Wenn man hinter Ihr links abbiegt um dem Fluss Cetina zu folgen, sollen sich eine Vielzahl herrlicher Stellplätze in direkter Ufernähe des Flusses finden lassen, versicherten mir Pepy und seine Clique. Außerdem soll es dort `nen richtigen Wald geben. Einen Wald, so `nen richtigen, nicht dieses Krüppelkiefernzeugs was es hier so gibt, den vermisse ich schon `ne Weile. Also nix wie hin. Auf dem Weg sah ich dann eine vom Aussterben bedrohte Spezies. Tramper! Die Zweiten die ich seit Anbeginn dieser Reise getroffen habe. Keine Frage, ich halt an. Erstmal das Führerhaus aufräumen, so dass da überhaupt wer sitzen kann und dann die Beiden einladen.

Sie war aus Österreich und er Franzose. Ich nahm sie mit bis Omis. Dort schrieb ich noch meine HP Adresse nieder und bekam eine Visitenkarte von den beiden. Auch auf Ihr der Vermerk zu `ner HP. Deshalb hier der Link
. Da es schon dunkel war, hielt ich einfach irgendwo am Fahrbahnrand, um mir am nächsten Tag die Gegend in Ruhe anschauen zu können. Schon in Split wurde ich vor den unzähligen Giftschlangen gewarnt die es hier geben soll. Also
wechselte ich nach langer Zeit noch mal die Schuhe. Ich glaube Giftschlangen und Badelatschen ist keine sonderlich gute Kombination da sind meinen tschechischen Armeestiefel sicher besser. Letzten Winter konnte ich in den Dingern noch km weit laufen; jetzt bemerkte ich nach wenigen km Druckstellen. Hm, muss man wohl neu einlaufen. Wirklich eine herrliche Gegend hier.

Das Laufen macht richtig Spaß durch die kühlen Wälder und immer den frischen Gebirgsbach neben mir, auf dem ständig irgendwelche Gummiboote vorbeischwimmen, auf welchen Touristen Rafting-Touren gebucht haben. Parkflächen finde ich ohne Ende. Genau wie es mir beschrieben wurde. Ein gutes Stück den Flusslauf hinauf finde ich schließlich
meinen Favoriten. Eine steile Schotterpiste lässt darauf schließen, dass hier nicht sonderlich viele  Menschen hinabfahren, und ich hoffe auf ein paar ruhige und ungestörte Tage. Als ich wieder zu Hause bin, trifft mich fast der Schlag, als ich meine schmerzenden Füße aus den Schuhen pelle. Die Socken blutrot, die Blasen gefüllt mit Blut, statt der üblichen Flüssigkeit und aufgeplatzt. Erstmal zur Kühlung und Reinigung in den Bach halten und dann geht`s los zu meinen Parkplatz. Mein Km-Zähler misst eine Distanz von 16 km. Also hab ich mal wieder locker die 40 km Grenze erwandert. Ich parke, klappe meine Treppe und gehe mit meiner Lampe bewaffnet hinunter zum Wasser. Als ich über die Wasseroberfläche leuchte, sehe ich eine Bierdose an mir
vorbeischwimmen. Nix wie rein, und rausfischen das Teil. Als ich sie hatte sah ich noch ein gutes Dutzend Weitere auf mich zu treiben. Jetzt bin ich stolzer Besitzer von 18 Büchsen Bier die wohl jemand zum kühlen ins Wasser gelegt hatte, aber nicht richtig am wegschwimmen gehindert hatte. Ich find`s nett vom Ihm und setze mich mit der Ersten vor meinen Wagen und genieße mein Leben. Irgendwie wird es mit jedem Tag geiler. Doch schon am nächsten Morgen war es aus mit der Ruhe. Ein dicker Jeep brachte auf einem Anhänger so 6 oder 7 dieser Gummiboote die Piste hinunter. "It´s private here from my rafting Agency, you must leav. No Problem, in the night but in the day I need the space." Scheisse, aber seh ich irgendwie ein. So groß ist dass hier nicht, und wie will der hier wenden wenn ich hier parke? Aber wie will ich hier  wenden wenn der hier parkt? Ich half meinem "Troubelmaker" seinen
Hänger abzukoppeln um zu wenden. Dann koppelten wir Ihn wieder an und er fuhr hinaus. Jetzt wendete ich und verlies auch diese schöne Parkfläche. Schade, aber ok, das kann ich verstehen. Was ich nicht verstehe ist, dass er kein Schild anbringen kann was mich vor dem herab fahren über die Unsinnigkeit meines Handelns informiert hätte. Ich fuhr weiter zu meinem 2. Wahl Parkplatz. Auch sehr schön aber bei
weitem nicht so einsam. Hier lernte ich einen Deutschen kennen der mit seinem Fahrrad aus Wien angereist ist. Jetzt hatte er sich für 2 Tage ein kleines Zimmer gemietet um sich die Gegend ohne Gepäck anschauen zu können. Ähnlich wie ich, führt auch er über seine Reisen ein Internettagebuch unter lebensreise.com. Ich kochte einen Kaffee den wir zusammen tranken und bewunderte seinen winzig kleinen PDA. Das Teil war W-Lan fähig. Mit Ihm schrieb er seine HP und stellte sie
online. Nicht viel größer als 2 Zigarettenpackungen und doch
irgendwie ein fast vollwertiger Minicomputer. Ich war neidisch. 200 Euro soll so ein Wundergerät kosten. Wir verabredeten uns auf ein Bier in einer unweit entfernten Gaststätte so gegen 6 Uhr. Er verließ mich da er sich noch etwas die Gegend anschauen wollte. Ich ging erstmal schwimmen in dem herrlich kühlen und erfrischenden Bach. Ich war gerade dabei meine Angelausrüstung zusammenzupacken um an einer ruhigen und
einsamen Stelle mein Fischerglück herauszufordern, als so ein VW Bus mit Anhänger und einigen dieser Gummibote auf meinen Parkplatz einbog. "I´ts priate, move, move, move" wurde ich unhöflichst aufgefordert. Zum zweiten Mal an einem Tag wurde ich verscheucht. Im Gegensatz um ersten Mal hatte ich diesmal kein Verständnis. Denn hier war Platz für alle.
Ganz, ganz langsam packte ich meinen Krempel zusammen und suchte mir einen Parkplatz an der Strasse. Schließlich wollte ich noch angeln. Am Nachmittag klingelte dann mein Handy. Pauline, eine französische Couchsurferin wollte bei mir vorbeischauen. Da ich quasi parkplatzlos war, vereinbarten wir einen Treffpunkt in Omis. Schade dass mein Treffen mit dem deutschen Radfahrer daher ein wenig in Zeitnot verlief. Aber
ich kann mich ja nicht  erst auf so `ner Page anmelden und dann nicht zum vereinbarten Treffpunkt kommen weil ich wen anderes interessantes getroffen habe. Auf dem Weg zurück entdeckte ich einen paradiesischen Parkplatz.

Direkt am Fluss, abseits der Straße und gut 10 km Flussabwärts. Hier war der Fluss ruhiger und die Raftingtouren endeten wahrscheinlich weiter oberhalb. Also ging ich von dort zu Fuß um mich mit Pauline zu treffen. Wir  saßen einige  Stunden gemütlich vor meinem Wagen und erzählten uns die besten Storys unsrer Reisen, als plötzlich ein Typ aus der Dunkelheit auftauchte. Weiß der Henker, wo der herkam. Er stand plötzlich vor uns. Hier sei kein Campingplatz. Wie ich dazu käme hier zu parken. ich antwortete: "Wenn ich ehrlich bin, hätte ich nicht gedacht, dass es jemand merkt." Das brachte Ihn zum schmunzeln.  Diese Nacht sei ok, alles andere sei schließlich unmenschlich, aber morgen Abend müsse ich verschwunden sein. Verdammt, der Fluss hier ist so schön. Kaltes, klares Süßwasser. Ein Schattenparkplatz und ein
herrlicher Wald um mich herum. Dennoch habe ich die Schnauze voll. Dauernd wird man vertrieben. Wir saßen noch ein gutes weiteres Stündchen vor dem Wagen bevor wir ins Bett gingen. Und kurz nachdem wir das getan hatten, erreichte eine Gruppe junger Kroaten unseren Parkplatz. Lautstark und sichtlich angetrunken unterhielten sie sich. Ich ging hinaus. Aus Deutschland käme ich und English kann ich. Das sei
ja super, da könnten sie etwas Ihre Sprachkenntnisse aufbessern. Ich sei herzlich eingeladen mit Ihnen ans andere Ufer zu Rudern um gemeinsam ein Bier zu trinken und ein wenig zu Grillen. Dort hätten sie eine selbstgebastelte Hütte. Und es gäbe  einfach alles was man braucht.

Ich fragte Pauline ob sie Lust habe mitzukommen. Aber klar `ne Party wollte auch Sie sich nicht entgehen lassen. Die Hütte der Jungs war einfach der Hammer. Es gab wirklich alles. Einen grossen Tisch mit Sitzgelegenheiten. Einen Raum mit Matratzen und Decken zum Pennen, Kerzen und Petroleumbeleuchtung, einen Herd, eine Feuerstelle, Angelzubehör, einen Basketballkorb und vieles mehr. Wir sollten uns keine Sorgen machen wegen des Kerls, der gesagt hat wir müssen morgen fahren, wir seien herzlich willkommen und können solange bleiben wie wir Lust haben. Wenn er wiederkäme sollen wir einfach sagen, dass wir Kumpels von Tomislav sind, dann ginge das in Ordnung. Tomislav ist
übrigens der Name des ersten kroatischen Königs, wie ich erfahren habe. Außerdem erfuhr ich einige neue Fakten über die kroatische Sprache. Männer, Frauen und Kinder benutzen andere Endungen für diverse Wörter. Tomislav habe einen Freund der in  Deutschland aufgewachsen sei. Er habe Kroatisch von seiner Mutter gelernt und es sei echt lustig sich mit Ihm zu unterhalten, weil er wie eine Frau spricht. Außerdem werden Namen abgewandelt, je nachdem was ich sagen will. Er nahm den Namen Pauline als Beispiel. Pauline hieße in kroatisch Paula. Wenn ich sie jetzt rufe, rufe ich aber Paulum und wenn ich sagen will ich war mit Ihr ein Bier trinken, sage ich Paulo. Wie will ein Ausländer diese Sprache jemals erlernen? Pauline pflichtete Ihm bei, anscheinend gibt es im französischen ähnlichen Unsinn. Wir verbrachten eine echt lustige Nacht zusammen. Mal wieder floss ein wenig viel Alkohol. Auch den darauf folgenden Tag verbrachten wir in
der herrlichen Einsamkeit der Freizeithütte die die Jungs illegal im Wald errichtet hatten. Wir kochten Bohnen und ergänzten sie mit einigen Fischen.

Am späten Nachmittag fuhren die Jungs dann zurück nach Split. Pauline fuhr mit Ihnen, denn sie boten Ihr eine Stadtführung an und `nen kostenlosen Pennplatz für die Nacht. Ich hingegen wollte, jetzt wo ich ein offizielles Bleiberecht hatte, noch einige Tage verweilen um den Fluss mit meinem Boot zu entdecken und andere lustige Dinge zu unternehmen. Am frühen Abend klingelte dann nochmal mein Handy. Diesmal
war es ein Niederländer der `ne Nacht bei mir pennen wollte. Ich erklärte Ihm den Weg und wenig später ereichte er mit seinem Wagen meinen Parkplatz. Ähnlich wie mit Pauline setzte ich  mich auch mit Ihm vors Auto um Reiseerlebnisse auszutauschen und genau wie mit Pauline kam kurz nach Mitternacht  wieder dieser Typ der Ärger machte. Sichtlich verärgert kam er laut schreiend auf uns zu. Er verstummte allerdings recht schnell, als er meine neue Reisebegleitung
erblickte. Saß ich hier gestern noch mit einem schmächtigen Mädel, so verbrachte ich heute meinen Abend mit `nem knapp 2 Meter großen Holländer, breit wie ein Kleiderschrank. "You think you can Camp here?" fragte er ganz kleinlaut. Ich erzählte was die Jungs von gestern mir aufgetragen hatten. Aber er zeigte kein Verständnis und wolle jetzt die Parkranger anrufen und wenn er um diese Zeit keine Ranger finde halt einige Kumpels. Ob das `ne Drohung war? Um Ärger aus dem Weg zu gehen wechselten wir den  Standort. Zum 3. Mal in 2 Tagen. Am nächsten Morgen verabschiedete ich mich nach einem Kaffee von meinem Gast. Er wollte weiter nach Sarajewo und müsse deshalb zeitig los. Ich  setzte
mich mit meinem  Campingstuhl zu zwei anderen Deutschen die am Nachmittag auf meinem Parkplatz auftauchten. Wenige Minuten später tauchte dann so ein Bus mit Raftingbooten auf. "I´ts private here, but you have a great bus" schnell war ein Bleiberecht auf unbestimmte Zeit ausgehandelt. Der Besitzer dieser Stellfläche hatte Verständnis für Reisende. Er selbst arbeitete hier im Sommer und im Winter sei er auch unterwegs. Reisen sei einfach toll. Klasse doch noch `nen Parkplatz
ohne Ärger gefunden. Ich fragte Ihn nach `nem Job. Ja Arbeit hätte er viel und eigentlich auch was für mich zu tun. Aber es gäbe so viele Kontrollen hier, und wenn Ihn wer erwischt bekäme er Ärger. Ich tauschte ne Kanne Kaffe gegen ein Mittagessen mit meinen neuen deutschen Freunden. Wir unternahmen eine kleine Entdeckungsreise mit Ihrem
Schlauchboot.

Am nächsten Morgen war ich dann wieder alleine. Ich pumpte mein eigenes Boot auf, stattete es mit einem Schlepphaken zum Fischen aus, und machte mich auf, den Fluss hinaufzurudern. Ich kam nicht sonderlich weit, weil das Wasser nach einigen km schneller und wilder wurde. Also ruderte ich hinunter nach Omis. Ein herrliches Erlebnis durch diesen
wunderschönen Canyon den der Fluss "Cetina" im Laufe von Jahrtausenden in die Berge gegraben hatte.

Am Abend gab es dann Pellkartoffeln mit Fisch. Am Mittag des nächsten Tages klingelte dann, wie so oft in den  letzten Tagen mein Handy. Diesmal waren es zwei Mädels, ebenfalls aus den Niederlanden die mich besuchen kommen wollten. Wie vereinbart war ich pünktlich in Omis. Doch niemand kam. Eine viertel Stunde später wurde ich dann informiert: "Unser Bus hatte `nen Unfall, wir brauchen noch was" Also wartete ich auf die Dinge, die da so passierten. Ne Stunde später erreichten mich dann Kim und Anette. Sie waren mit solchen Rolltrollis ausgerüstet. Ne, ein Rucksack sei zu schwer. Auch Ihr Schuhwerk und das übrige Outfit passten wohl eher für einen Opernbesuch als für nen knapp 6 km langen Marsch zu meinem Wagen. Die Strecke vom Wagen nach Omis ging ich in rund 45 Minuten, mit den Mädels im Schlepptau brauchten wir für den Rückweg fast 2 Stunden. Nach Mitternacht erreichten wir den Wagen. Am nächsten Morgen gab es dann Nudeln mit Tomatensoße zum Frühstück. Danach gings schwimmen um nach einer gemütlichen Phase des
Englischtrainings ein Stück den Fluss hinaufzurudern. An der
Stromschnelle angekommen verließen wir das Boot um es die wenigen hundert Meter stromaufwärts zu tragen. Dort stiegen wir wieder ein und rafteten den Fluss hinunter. Nach der Stromschnelle waren wir pitschnass, aber lustig war`s. Also gleich noch einmal Boot tragen zum kostenlosen Wildwasserspaß. Danach ging es zurück zum Wagen. Einpacken war angesagt. Ich hatte die Gegend ausreichend erkundet und Sehnsucht nach `nem Internetanschluss. Auf dem Weg konnte ich dann gleich die Mädels mitnehmen, bevor die auf den 6 km noch vor Erschöpfung zusammenbrechen. In Omis parkte ich neben `nem Supermarkt. Es steht mal wieder der Umtausch einiger hundert Flaschen an. Ich werde immer
besser was das Finden von leeren Flaschen angeht. Kim und Anette wollten den nahe gelegen Campingplatz nutzen. Aber bei einem Preis von 30 Euro/Nacht legten selbst diese zwei nach Konsum und Luxus dreinschauenden Wesen den Rückwärtsgang ein. Also beherbergte ich sie noch eine weitere Nacht.

Am Abend ging es dann auf in die Stadt, die Kneipen unsicher machen. Es ist ja auch entschieden billiger mich auf ein Bier einzuladen, als dem Campingplatzbetreiber für eine geringere Leistung 30 Euro in den Rachen zu werfen. Heute morgen verabschiedeten sich die Beiden nach dem Frühstück um mit der Fähre auf eine Insel überzusetzen. Ich tauschte noch einige Pfandflaschen um, und setzte mich danach vor den
Rechner um die Mails zu beantworten die ich gestern heruntergeladen hatte, und um dieses Update zu schreiben. Jetzt bin ich fertig, werde mir meinen Hund schnappen und noch `ne Runde spazieren gehen. Wer weiß vielleicht finde ich ne schöne Stelle kurz hinter Omis wo ich ein paar Tage ungestört mein Leben genießen kann.

Nein, eine solche Stelle fand ich nicht. Dafür entdeckte ich aber dass der Campingplatz des Halsabschneiders Waschmaschinen besaß, welche Gäste kostenlos benutzen können. Ob ich jetzt Gast bin oder nicht merkt kein Mensch. Also war noch mal waschen angesagt. Ich verweilte noch 2
weitere Tage. Waschen geht ja schnell, aber trocknen braucht so  seine Zeit.  Omis hat nicht viel zu bieten. Es erstreckt sich entlang der Hauptstrasse. Hier ist es laut und stinkt nach Abgasen. Die Ampelanlage ist ausgefallen, so dass ein Polizist beim Stromsparen hilft. Mit seiner Trillerpfeife, die er aus unerklärlichen Gründen ständig benutzte, erzeugte er schreckliche Geräuschemissionen. Auf dem Müllberg, gleich hinter dem Markt, tummeln sich in der Dämmerung Dutzende von Ratten. Das einzige high-light dieser Stadt scheint die
kleine Burg zu sein, welche sich auf einer Anhöhe befindet. Von dort hat man wahrscheinlich einen wunderschönen Ausblick. Ich machte mich auf, diese Festung zu erklimmen. Nach den ersten, schätzungsweise 200 Stufen saß dann so ein Typ vor einem Tischlein. Er nahm  von jedem Wegzoll. Nur nicht von mir, denn ich entschied mich die Aussicht von
hier zu genießen

und auf den weiteren Aufstieg zu verzichten. Irgendwann ging es dann weiter. In 2 Tagesetappen schaffte ich es bis Markaska. Zwei mal habe ich geglaubt, `ne ganz nette Stelle zum Verweilen gefunden zu haben, aber wenn ich dem Pfad dann folgte, saß an dessen Ende so ein Mensch der Parkgebühren kassiert. Dieser Teil der Küste ist bis auf den letzten Zentimeter touristisch erschlossen. Kilometer lange Kiesstrände erstrecken sich entlang einer Uferpromenade auf der Touristendörfer und Hotels aufgereiht sind, wie Perlen auf einer Kette. Schön ist etwas anderes. Dafür findet man Flaschen. Ich sammelte Sie im Rucksack, wenn dieser dann voll war füllte ich sie in eine Plastiktüte um und versteckte
selbige im Gebüsch nahe der Hauptstrasse. Wenn ich dann abends den Wagen hinterher holte, habe ich auf 15 km so 5 oder 6 Mal angehalten, um meine Beute einzusammeln. Als ich in Markaska ankam hatte ich schon wieder über 300 Flaschen. Mit dem ersten Sack a 80 Stück machte ich mich auf zum Konzum Markt und was sah ich? Eine Schlange von Menschen
vor der Annahmestelle. Einige hatten gleich 10 oder 15 Säcke voll mit diesen wertvollen Getränkeverpackungen. Anscheinend hat jeder Markt `ne andere Regelung. Bis jetzt hatte ich nur Märkte kennengelernt die maximal 80 Pullen akzeptieren, einige Kleinere auch nur 10 Stück, aber hier
konnte man anscheinend beliebig viele zurückgeben.

Ich freute mich über meine 150 Kunat und überlegte, ob es nicht sinnvoll wäre, hier trotz weniger schönem Parkplatz direkt an der Hauptstrasse, einige Tage zu verweilen um zu Arbeiten. Schließlich sind es bis Dubrovnik nur noch gut 160 km und bis zur bosnischen Grenze wahrscheinlich keine 100 km mehr. Diese möchte ich eigentlich nicht vor Ende September überschreiten, dass ich, im Fall dass das mit dem Job in
Split klappt, den nervigen Grenzübertritt nicht gleich 2 Mal bewältigen muss. Außerdem kommen Mitte September Sohni und Susi, Freunde aus meiner Heimatstadt, und Martin, den ich aus einem Internetforum kenne. Da wäre es doch nicht schlecht dann ein wenig liquide zu sein. Also machte ich  mich mit meinem Hund auf ins Zentrum der Stadt. Nach ca.
3 Stunden kehrte ich mit 150 Flaschen zurück. Hier sieht man mich beim tragen meiner Fundstücke.

In den nächsten 2 Tagen unternahm ich 4 Touren pro Tag. Am Abend des 2 Tages, ich war gerade mit meiner Beute auf dem Heimweg, lief ich so einer uniformierten Witzfigur in die Arme. Er sah schon von weitem so aus, als ob er von nahem Stunk machen wolle. Und tatsächlich, kaum war ich mit Ihm auf Augenhöhe sprach er mich an. "Äh, sorry, do you speak
english or german?" Hunde seien in Markaska nicht erlaubt klärte er mich auf, und was ich hier mache wollte er wissen. "Flaschensammeln" antwortete ich wahrheitsgemäß. "Warum?" "Dann werden sie Recycelt, wir haben nur einen Planeten" Antworte ich ihm. Während er meinen Personalausweis in den Fingern hielt führte er ein Telefonat. Außer meinem Namen und den anderen Daten aus meinem Ausweispapier, welche er
mit einem wahrlich lustigen Akzent in sein Mobiltelefon sprach,
verstand ich nur Bahnhof.  Nach etwa 10 Minuten erhielt ich meine Papiere zurück. "Dies sei nur eine Verwarnung aber Hunde seien hier nicht erlaubt" Ich verabschiedete mich freundlich mit dem Wort "Rassist". Wie gut dass der kein Deutsch kann. Soll lieber seinem Kollegen aus Omis
 ein Knöllchen wegen Lärmbelästigung schreiben als mir auf die Nerven zu gehen. OK dann also nicht mehr Flaschensammeln in Markaska. Am nächsten Morgen folgte ich der Küste weiter südwärts. Der Kiesstrand endete und mit Ihm auch die Flut an Touristen. Durch einen schattigen Pinienwald setzte ich meine Suche nach einem netten und ruhigen
Stellplatz fort. Vergebens. Bereits nach einer guten halben Stunde war ich in Tucepi. Hier gab es wieder einen Kiesstrand, Hotels, tausende von Touristen und natürlich Flaschen. Nach einer weiteren Stunde Marsch waren meine Plastiktüten gefüllt. Nur noch eine hatte ich für den Rückweg. Als ich in eine Mülltonne blickte um ihren wertvollen Inhalt in meine Tüte zu laden wurde ich schon wieder angesprochen.
"Äh german, english?"
"Beides, what you like more?"
"Mir egal, I can switch langueges."
"Wer do you come from?"
"Germany!"
"Njemacke!" Mein Gesprächspartner wendete sich lachend seinem Freund zu. "und du kommst zum Flaschensammeln nach Kroatien?"
"Ja, nicht direkt aber ich brauch so ca. 5000 Kunat um bis Griechenland zu kommen, Griechenland ist wieder EU da find ich sicher `nen richtigen Job"
"Aber mußt Du was anderes machen, leere Flasche bringt nur halben Kunat. Hast du nicht Lust ein paar Tage für uns zu arbeiten?"
"Ja klar, was gibt`s zu tun? Was Zahlt Ihr?  Wann soll ich anfangen?"
" Habe ich Tretbootverleih, 200 m von hier, vor meinem Haus. Der Junge, der für mich gearbeitet hat, hat keine Zeit mehr weil Schule wieder angefangen hat, jetzt brauche ich neuen Mann. Kriegst Du 30% ist immer unterschiedlich in den letzten Tagen waren das immer so zwischen 600 und 700 Kunat.  Kommst Du morgen früh um 10 Uhr, zeige ich dir alles." Wir verabschiedeten uns voneinander und ich machte mich auf den Heimweg. Wenn ich morgen arbeiten will habe ich noch ne Menge zu tun. Erstmal Flaschen gegen Geld tauschen. Letzteres nimmt entschieden weniger Platz ein. Dann ab in die Dusche, so kann ich wirklich keiner normalen Arbeit nachgehen, rasch noch ein wenig Ordnung schaffen und
dann ins Bett gehen; schließlich will ich pünktlich sein, und frühes Aufstehen bin ich echt nicht mehr gewöhnt. Im Bett fing ich an zu überlegen 600 bis 700 Kunat pro Tag, das sind ja 100 Euro. Ne, das kann nicht sein. Der hat 3 Tretboote eine Stunde kostet 60 Kunat; die müsste ich jeweils 10 Stunden lang vermieten damit 600 Kunat 30% sind. Ne, der meint sicher ich krieg 30% von den 600 Kunat. Äh das wären dann knapp 200 Kunat, so 25 Euro. Na ja, auch nicht schlecht wenn ich
überlege dass das Mädel aus dem I- net -shop in Zagreb für 80 Kunat am Tag arbeitet. Mal abwarten und überraschen lassen. Morgen habe ich auf jeden Fall meinen ersten richtigen Arbeitstag in Kroatien.

29.08.2008
Mein erster Arbeitstag! Ich stehe auf um 7 Uhr, trinke Kaffe bis halb 8 Uhr, dann geht`s mit dem Hund raus, ihn kann ich leider nicht mitnehmen (am Strand sind Hunde verboten). Wir gehen zu einer kleinen Bucht schwimmen, wenn das arme Tier den ganzen Tag alleine ist, muss ich sie wenigstens Morgens auspowern. Danach geht`s zur Arbeit, ich erreiche den Bootsverleih 20 Minuten zu früh. Zeit für `nen Kaffee, den ich mir wohlweislich mitgenommen habe. Kurz vor 10 Uhr kommt dann auch Dragan, der Typ von gestern. Er geht zu  einem der Boote und zerrt es Richtung Wasser. Ich packe mit an.
"Musst du immer gucken ob einer guckt, wenn ja fragst du ihn, ob er Boot mieten will, kostet 60 Kunat die Stunde oder 40 Kunat für 30 Minuten. Hilfst du Ihm auf Boot und schreibst auf wann er abgefahren ist und wann er wiederkommt. Kannst du auch Tickets für Tagesausflug verkaufen, habe ich noch großes Boot. Fahren wir übermorgen nach Boll. Erzählst Du ein bisschen über Fahrt, und wenn einer Ticket haben will, füllst du hier aus. Da wie viele Personen, da Abfahrtort: ist Tucepi, hier Preis, da Datum .... nimmst du von jedem 50 Kunat Anzahlung, den Rest zahlen die dann auf Schiff. Gibt es Essen und Trinken im Preis inklusive."
Mit diesen Worten setzte er sich auf seinen Motorroller und verschwand in die Richtung wo wir uns gestern getroffen hatten. Also das mit den Tretbooten habe ich verstanden aber was soll ich den Leuten über den Ausflug erzählen? Ich nahm auf einem Stuhl vor der Promotentafel Platz,

und wartete auf die Dinge die geschehen. Lange geschah gar nichts. Dann fragte mich eine Frau wo sie denn den Jet Ski mieten könne, den eine Tafel etwa 50 m von mir entfernt bewirbt. Äh, eigentlich keine Ahnung aber hilfsbereit wie ich bin, schickte ich sie zu einem Verleih den ich auf dem Weg hierher passiert hatte.
"Was wollte die Frau?"  wurde ich vom Balkon Dragans Hauses gefragt.
"Jet Ski mieten."
"Haben wir auch Jet Ski aber in anderer Richtung."
"Ja das sollte mir einer sagen. Wo denn?"
Ich bekam den Weg erklärt, 200 m die Strasse runter. Außerdem erkundigte ich mich nach einigen Informationen die ich an Interessenten für den Bootsausflug weitergeben kann. "Was gibt`s zu essen? Wie lange fährt das Boot ? Wie lange Aufenthalt?" und noch einige andere Dinge. Doch schon der erste Interessent löcherte mich mit Fragen die ich nicht beantworten konnte.
"Ist da Musik auf dem Boot? Wie lange läuft man vom Strand bis zum Hafen? Kann man vom Wasser auf Sveti Jure (ein hoher Berg auf dem Festland) gucken?" Ich schüttelte jedes Mal den Kopf, ich weiß es nicht. Wie will ich da Karten verkaufen? Am Abend hatte ich 3 Boote vermietet und somit 180 Kunat eingenommen. 30% davon sind, brauch ich gar nicht rechnen, auf jeden Fall zu wenig. Das war mein erster und letzter Tag. Dragan blickte mit einem breiten Grinsen auf den Zettel auf dem ich die Fahrzeiten der Boote notiert
hatte und fragte: " Warum hast du so schlecht gearbeitet, haben die anderen 8 oder 9 Boote gehabt. Gibst du mir 30 Kunat behältst du den
Rest, sehen wir uns morgen.
 
30.08.2008
Pünktlich bin ich an der Arbeitsstelle. Schnell frage ich die Dinge, die ich gestern nicht beantworten konnte und noch einige andere die ich  mir selbst überlegt hatte. Doch schon die ersten Kunden brachten mich in Verlegenheit. "Bekommen Kinder Rabatt?" Verdammt! Ich weiß es nicht, wie soll ich da was verkaufen? Ich laufe die wenigen Meter zu der Arbeitsstelle meines Chefs und frage nach. Jetzt sind die Kunden zwar weg aber beim nächsten Mal weiß ich Bescheid. Zu dumm nur, dass die nächsten potenziellen Kunden wissen wollten, ob das ein echter Sandstrand ist. "It looks so" antworte ich und zeige auf das Foto. Die müssen mich für total bescheuert halten. Noch ein paar Mal laufe ich hin und her um mehr Infos über die Tour zu bekommen. langsam bekomme
ich Übung und kann schon ein bisschen was erzählen. Heute habe ich deutlich mehr Boote vermietet und bekomme wieder mehr als die vereinbarten 30%.
 
31.08.2008
"Die nächste Tour geht nicht nach Boll sondern nach Povlja und Pucisca" und schon springt der Roller an.
"Stopp, Stopp, Stopp! Fahrzeit, Aufenthalt, Sehenswürdigkeiten ..."
Ich erhalte die gewünschten Informationen. Menschen schauen auf meine Tafel.
"Can I tell you something about....." Sie gehen weiter. Scheinbar nicht. Die Nächsten "Kunden"
"You need some Informations?"
"Nein"
"Übermorgen fahren wir mit diesem Boot ,der Vitorio, nach Povlja und Pucisca es geht los um 8,30 Uhr ........."
Weg sind sie.
Ich beobachte einen Jungen wie er Steine vom Strand auf die Strasse schaufelt. Die Mutter sitzt daneben und raucht eine Zigarette. Ich ärgere mich. Meine Mutter hätte mir erklärt dass man das nicht macht weil da Menschen drüber stolpern können. Sie hätte mir die Alternative geboten die Steine an einen anderen Ort zu schaufeln. Ich bin sicher ich hätte es verstanden. Dieser Mutter war es sch.... egal.
 
01.09.2008
"Can I tell you something about this trip?"
"brap el la brab, brab el la blup."
"Äh sorry you speck german or englisch? Deutsch, englisch?
"brap el la brab, brab el la blup."
"Sorry I´m njemake you speak a bit of englisch?
Er geht weiter. Die Nächsten.
"Can I help you?"
"Deutsch?"
"Aber sicher, Morgen fahren wir nach Povlja und Pucisca hier haben sie 1,5 Stunden Aufenthalt und..."
"Wissen Sie, wir sind keine normalen Touristen, wir arbeiten beide sehr hart. Wenn wir irgendwo ankommen, wollen wir einfach nur am Strand liegen."
Ich schaue mich um

Ja, Ihr seid echt keine normalen Touristen, am besten Ihr schreibt ein Buch über so viel Individualität, denke ich im Stillen. Im weggehen sagt einer der beiden:
"Sie sprechen aber ein gutes Deutsch, das muss ich mal loben"
"Man gibt sich halt Mühe."
 
02.09.2008
Am Nachmittag kommt Aktion auf. Der Pfarrer von Tucepi hat sich entschlossen bei meinem Chef eine Parasail Tour zu buchen. Er schaut lustig aus wie er in seiner Kutte an dem Schirm hängt

und weil er der Pfaffe ist, wird sein Trip von Funk und Fernsehen aufgezeichnet. Ich verkaufe meine ersten Bootstickets.
 
03.09.2008
"brub bla bla la bla Pedaline"
"Yes here 60 Kunat per hour"
Ich erhalte mein Geld und helfe den Jungs ins Boot. Auf dem Weg zurück zum Stuhl spricht mich eine Frau an. Anscheinend Kroatin mit Deutsch- Kenntnissen.
"Weist Du, was der Man gesagt hat als er ins Boot eingestiegen ist?"
"Nein"
"Jetzt muss man im eigenen Land schon englisch lernen um ein Tretboot zu mieten"
Irgendwie hat er recht.
 
04.09.2008
"Das zieht sich ganz schön lang runter hier."
"Machen sie doch ne kurze Pause, dann kann ich Ihnen ein bisschen was über unsren netten Ausflug erzählen."
Die Gruppe bleibt stehen.
"Es geht nach Boll, eine Direktfahrt. Die Überfahrt dauert 2,5
Stunden dann haben sie 5 Stunden Aufenthalt am Golden Horn, das ist der Strand der Strände hier in Kroatien vermittelt Karibik -feeling pur.
Das Bild kennen sie sicher, ist in jedem Reiseführer. Der Strand ist lustig, wenn der Wind von hier weht biegt er sich links, weht er aus der anderen Richtung schiebt sich die Spitze in einer Biegung nach rechts. Schauen sie mal dieses - und dann das andere Photo. Der Preis beträgt 150 Kunat inklusive Mittagessen es gibt Fisch oder Fleisch was Sie lieber
mögen, am Morgen bekommen sie `nen Kaffee, ist auch im Preis drin und ein kleines, na ja Frühstück wäre gelogen, aber es gibt ne Kleinigkeit zu essen."
Ich verkaufe 4 Tickets.
Später am Tag:
"Bra bla blum di dum"
"Sorry you speak a bit of german or englisch?"
"Ruski"
Ich zeige auf das Abfahrtsdatum, dann auf die Abfahrtszeit. Ich bücke mich zeige unter den Bäumen hindurch auf die Vitorio die man erkennen kann "da geht`s los, start there" dann zeige ich auf das Bild des Schiffes auf meiner Tafel. Der Russe nickt. Ich deute auf die in der Karte rot markierte Fahrstrecke und sage 2,5 Stunden, 2,5 hour. Er schüttelt den Kopf. Auf einen Zettel schreibe ich 2,5 h. Er schüttelt den Kopf. Ich reise dass beschriftete Stück ab und halte es erst vor das Bild mit dem Schiff, dann führe ich es langsam über die markierte
Linie. Er nickt. Ich wende den Zettel, schreibe 5 h, und halte Ihn erst auf das Ziel in der Karte dann auf das Photo von dem Strand. Er nickt. Ich verkaufe 5 weitere Karten.
Am Nachmittag kommt Dragan, freudig erzähle ich von meinem Erfolg. "Nein, Schiff ist schon voll können nicht alle mitfahren, so viel Platz habe ich nicht."
Eine Verfolgungsjagd auf dem Mottorad über die Strandpromenade beginnt.
"Waren das die? Oder die?"
Die Kunden sind unauffindbar verschwunden ein stornieren der Karten nicht möglich.
 
05.09.2008
"Und haste alle mitbekommen?"
"Ja, ja, hat gepasst" (Also auf Deutsch heißt "Ja, ja" leck mich am Arsch, im kroatischen bedeutet es Eier)
"Can I tell you something about this trip?"
"Wir waren schon auf Boll"
"Aber wir fahren gar nicht nach Boll, es geht auf die Insel Havar."
"Wir können ja nicht jedes Jahr mit dem Boot fahren das wird ja langweilig."
Mit diesen Worten legte sich die Frau wieder auf Ihre Strandliege wo sie schon die letzten 3 oder 4 Tage gelegen hat.
 
06.09.2008
Ich beobachte einen Vater wie er mit seinem Sohn über die
Strandpromenade läuft. Der Kleine trägt so ein Geschirr an das Papa eine Leine befestigt hat. Schaut lustig aus.
"Fuß, Sitz, Platz" Leinenzwang jetzt auch für Kleinkinder, eine gute Idee.


07.09.2008
Ein Kunde vergisst die Zeit. Er ist schon 30 Min überfällig und sein Boot nirgends zu sehen. Will der das klauen? Ich gehe zu meinem Chef um Ihn von der Sache in Kenntnis zu setzen. Schon hab ich `nen Jet- Ski- "Schlüssel" in der Hand und den Arbeitsauftrag: "Fahr` den mal suchen" Schade dass ich Ihn so schnell gefunden habe.
 
08.09.2008
Kurz nachdem ich auf meinem Stuhl Platz genommen habe fährt ein Bootskonvoi in den Hafen von Tucepi. Angeführt wird er von der Vittorio, dem Boot meines Chefs. Von dort werden in kurzen Abständen irgendwelche Lautsprecherdurchsagen wiederholt. Ich verstehe kein Wort. Kurz darauf kommt eine Prozession an mir vorbei.

Ein Kreuzträger an der Spitze, dann einige Leute, und in der Mitte des Konvois eine Marienskulptur, kurz dahinter der Pfaffe, der letztens noch Gleitschirm geflogen ist, aber jetzt mir unverständliche Worte durch einen Lautsprecher hustet. Die Menge gläubige vor und hinter Ihm antworten seinem Singsang mit einem ebensolchen Mantra. Ich erfuhr das hier heute "kleine Maria" gefeiert wird. Ein katholisches Fest bei dem einer Marienskulptur gehuldigt wird. Liebe Katholiken: "Du sollst keine Götzen anbeten!"  Zitat Bibel. Aber passt schon; Verhütung ist ja auch `ne Sünde.
 
09.09.2008
"Heute ist Kontrolle. Sitzt Du besser da an Strand. Wenn einer Boot mieten will, guckst Du, ob Du Frau siehst. Ist ganz in weiß, trägt Aktenmappe unterm Arm, und ist so um die 50. Wenn Du siehst ist geschlossen, weißt Du von nix. Wenn du nicht siehst, vermietest du einfach Boot. Karten machst Du erst nach Kontrolle."
Am Nachmittag kommt mein Chef wieder.
"Kontrolle ist vorbei, kannst Du ganz normal arbeiten."
Ich hab nix gesehen. Aber ein harter Tag.

Es ist schon traurig. Ich möchte einfach nur leben. Leben, und in Ruhe gelassen werden. Meinen Lebensunterhalt selber verdienen, keinem auf der Tasche liegen, und ein alternatives Leben führen. Staatliche Systeme kriminalisieren mich. Ehrliche Arbeit gegen ehrliches Geld, traurig, dass man sich dafür verstecken muss.
 
10.09.2008
"Heute letzter Tag, wie ausgemacht?"
"Nö noch schönes Wetter, wenn du magst kannst du noch 2 oder 3 Tage länger arbeiten"
"Maximal bis morgen, übermorgen bekomme ich Besuch, tut mir echt leid, aber der Kerl fährt knapp 2000 km wegen mir; das weiss ich schon seit Wochen"
"Nicht schlimm ist eh nicht mehr viel  los, wenn Du magst kannst Du ja heute Abend wiederkommen und noch ein paar Tickets verkaufen. Abends sind die Leute angetrunken da geht das leichter und ich brauch dringend noch ein paar Leute für die nächste Tour."
"Kann ich machen, aber nur mit Hund."
Mal wieder 15 Stunden Schicht.


11.09.2008
Ein Tag wie jeder andere davor. Kaum was los, die Boote vermiete ich fast auf eigene Tasche, die Tickets verkauf ich für den Chef. 4 Boote, 3 Tickets, 2 Flaschen Bier für mich. Harte Arbeit - phu. Selten fürs nix tun Geld bekommen, wenn auch nicht viel. Ich verabschiede mich bei meinem Arbeitgeber und seiner Familie. Er stönt: "Nur 12 Tickets, ich brauch mehr Geld für Diesel als ich einnehme."
Ich empfehle Ihm 5 Liter Benzin in sein Boot zu kippen, die
Versicherungssumme zu kassieren und sich damit ein schönes Leben zu machen bevor er noch an `nem Herzinfarkt stirbt. Er lacht: "Du hast es gut."
"Ich weiß. Dank Dir für den Job, wenn ich meinen Traum nicht
verwirklicht kriege brauch ich nicht zurück nach Deutschland, wenn mein Sprit bis Tucepi reicht kann ich bei dir den Rest verdienen um "Nachhause" zu kommen"
"Aber sicher, warst einer der Besten die ich je hatte"
Ich erreichte meinen Wagen gegen 19.30 Uhr. Als ich die Tür aufschloss fielen mir 30 Pfandflaschen und ein Zettel entgegen: "Hab dich gefunden, komme später wieder. Martin."

Donnerstag 16. Oktober 2008! Mein Geburtstag, und damit mir keiner denkt ich würde mich langweilen hier ein aktuelles Foto vom reinfeiern:


Wie es dazu kam und was die Polizei damit zu tuen hat lest Ihr dan später. Hier erstmal das update von mitte September:

Flitsch hüpft aufgeregt an mir hoch und runter. Wie in den letzten Tagen war sie rund 10 Stunden alleine und sie freut sich jetzt, dass es zum Strand geht. Ich schaue in meinen Wagen, Flaschen, dreckiges Geschirr, seit Arbeitsbeginn nicht mehr durchgefegt, ein Blick in meine Spüle lässt mich erschaudern; das lebt schon. Martin ist hier. Verdammt, der wollte morgen kommen. Wenn`s hier so ausschaut lass ich den nicht rein, das ist mir peinlich. Armer Hund komm schnell pinkeln und Häufchen machen. Nach 5 Minuten war ich wieder drinnen und stellte Flitsch mit einem Knochen ruhig. Im Turbogang schaffte ich Ordnung. Flaschen in Müllsäcke, Wasser in Spüle und Geschirr einweichen, durchfegen, Geschirr von grobem Dreck befreien und stapeln. Ich wollte gerade wieder die Türe schließen, die ich, um meine Fußmatte auszuschütteln geöffnet hatte, als ich die Worte. "Halt, stopp!" vernahm. Ich schaute nach rechts. "Martin?" "Ja, hey Stefan!" Ein witzig dreinschauender Typ näherte sich da meinem Wagen. Weißes Shirt mit diversen Flecken, ein zerschlissenes Sonnenhütchen auf dem Kopf. Darunter eine Brille die von hochgeklappten Sonnenschutzgläsern geziert wurde und eine Boxershorts, welche selbst ich Müllverwerter am
Strand hätte liegenlassen, wenn ich sie dort gefunden hätte.
"Komm erstmal rein, magste `nen Kaffee? Sorry dass das hier so ausschaut, aber ich bin zu nix gekommen in den letzten Tagen, war immer arbeiten." Wenn der wüsste, dass er vor `ner halben Stunde noch mit den Kakerlaken hätte flirten können. Nach unserem Kaffee gingen wir erst mal zu meiner kleinen Bucht. Ich erklärte, dass Flitsch auch zu Ihrem Recht kommen müsse. Bei einer Flasche Wein die Martin sponserte, hatten wir uns viel
zu erzählen. Martin begann seine Hundephobie zu überwinden und schloss Freundschaft mit meiner 4- beinigen Begleiterin, auch wenn sie Ihm sichtlich immer noch nicht ganz geheuer war. Es schaut echt witzig aus wie er zusammenzuckt wenn Flitsch Ihm recht stürmisch `nen Stock vor die Füße legt. Auf meinem Parkplatz könne er nicht schlafen, das sei dort zu laut, er habe sein Auto einige Meter entfernt geparkt und wolle die Nacht dort verbringen. Ich erzählte von der Option eine Jet-Ski -Tour zu machen. Ich könne nach Feierabend den Jet-Ski meines Ex-Chefs kostenfrei nutzen. Ich müsse nur den Sprit bezahlen. Ne 10 Minuten Tour sei mir aber zu albern, ich wolle nach Boll. Das sind etwa 120 km hin und zurück. Also ca 2 Stunden Fahrzeit bei 70km/h. Allein sei mir aber der Sprit zu teuer bei 30 Liter/Stunde. Ja die Idee sei gut wenn man sich den Sprit teile könne man das mal machen. Hm, eigentlich hatte ich daran gedacht das ich den Ski besorge und Martin den Sprit bezahlt; aber ich würde auch teilen. Was mir aber den Spaß an der Aktion verdarb waren Martins Bedenken über die Risiken. 70 km/h mit Ihm hinten drauf nur auf ebenem Wasser und gerader Strecke. 20 oder 30km/h seien auf dem Wasser auch schon schnell, und ich sei kein erfahrener Fahrer der das Gerät im Griff hätte. Ich räumte ein, dass ich bei Vollgas ausprobieren wolle, was passiert, wenn man das Lenkrad bis Anschlag verreißt, und dass ja nicht viel mehr passieren könne als ins Wasser zu fallen. Wir wurden uns nicht einig. Kurz vor Mitternacht ging dann jeder zu seinem Wagen.
Wir vereinbarten, uns morgen gegen 10 Uhr bei mir zu treffen um meine Flaschen zurückzugeben, Martin hatte mir per Mail geschrieben dass er auch gerne mal Flaschen sammeln würde, und so kann ich Ihn schon mal ins Zurückbringen einweisen. Er selbst stehe so gegen 7 oder 8 auf. Das war mir allerdings `ne geraume Ecke zu früh. Alleine betrat ich wieder meinen Wagen. Ich muss hier aufräumen und zwar jetzt. Es dämmerte schon als ich den Lappen ausspülte mit dem ich den Boden gewischt und
die Toilette geputzt hatte. Martin staunte nicht schlecht als ich um kurz vor 8 Uhr vor seinem Wagen stand. "Schon wach?" Fragte er. "Ne, noch nicht geschlafen," antwortete ich. Wie ich mich nach `ner durchgemachten Nacht fühle, wollte er wissen. "Na ganz normal, ne Kanne Kaffee und der nächste Tag kann kommen," gab ich zur Antwort. Martin schüttelte den Kopf. Er habe noch nie eine Nacht durchgemacht. Nur einmal als er
seine Frau kennengelernt hat, habe er bis zum Morgengrauen mit Ihr in der Küche gesessen und geredet. Als er aber die Dämmerung bemerkte musste er ganz schnell ins Bett. Martin wollte mich zum Frühstück einladen, aber kaum hatte er seinen Kocher ausgepackt kam ein Typ und machte Ärger. Martin unterhielt sich auf Polnisch mit Ihm. Das hat er verstanden ich aber nicht deshalb kann ich die genauen Hintergründe hier nicht wiedergeben. Ich weiß nur, dass er gestern noch erzählte, dass
er auf Privatgrund stehe und dort keinen Ärger bekomme. Also gingen wir zum Frühstück zu mir. Noch ein Liter Kaffee dann brachten wir die Flaschen weg. Martin war ganz schön erstaunt. Ne knappe Stunde mussten wir anstehen um meine 250 Kunat in Empfang zu nehmen. Dann ging`s weiter auf einen netten Parkplatz den ich jeden Tag auf dem Weg zur Arbeit passiert hatte. Ich wollte da eigentlich schon früher hin, hatte aber Schiss dort Mecker zu bekommen und dann nix zu haben wo ich hin kann wenn ich arbeiten muss. Jetzt bin ich frei und freu mich auf den Mecker.  Am nächsten Morgen erreichte uns Lea.

Eine Couchsurferin aus Großbritannien. Ich war so stolz auf mein Englisch aber Sie verwies mich in meine Schranken, und ich muss zugeben, dass auch Martin mir haushoch überlegen ist. Nach dem Frühstück gings zum Strand. Mit meinem Hund auf Martins Surfbrett war ich das Touristenmotiv als ich ein Stück den Strand entlang ruderte.

Danach ging`s ohne Surfbrett zum Privatstrand. Als wir dort ankamen war ein junges Pärchen damit beschäftigt sich hemmungslos zu lieben (hab ich das nicht schön umschrieben, ich hätte ja auch ficken schreiben können) und ließ sich in keinster Weise von uns stören. Vom kostenlosen live Porno abgelenkt verfehlte ich den Weg und schlug mir Hand und Knie an den rauen Steinen auf. Mit diesen Schmerzen hatte ich keine Lust einige Fotos zu schießen um Euch daran teilhaben zu lassen. Am Abend erkundigte sich Lea nach dem Weg zur Bushaltestelle. Ich begann mit einer Beschreibung des rund 10 Minuten-Weges. Martin hingegen bot an sie hinzufahren, dann sei sie in ein paar Minuten da. Für diesen Service wollte er lediglich 20 Kunat Spritgeld und ein Eis für die Arbeitszeit. Ich wäre fast vor Scham erstarrt. Sind wir nicht Reisende? Ist Reisen nicht die Lebenserfüllung? Ist es nicht die Pflicht eines jeden Reisenden einem anderen Reisenden zu helfen? Ich reise low budget, habe eigentlich selbst nix zu fressen aber von `nem Kaffee werd ich nicht ärmer, den hab ich immer und für jeden. Wenn ich den Kaffee Herrn Müller anbiete, bekomme ich den von Herrn Maier zurück, so ist das Leben. Mir wird oft genug geholfen, da helfe ich auch. Wo immer ich kann mit allem was in meiner Macht liegt. Klar fahre ich niemanden ne Strecke von 10 Minuten Fußweg, aber ich biete es auch nicht an und will Geld
dafür. Als wir wieder alleine waren gestand mir Martin, dass er noch keine Flasche gefunden habe. Da das Wetter eh nicht zum schwimmen einlud, (In der Nacht von Samstag auf Sonntag gab`s `nen Temperatursturz von mindestens 10 Grad) sattelte ich den Rucksack und wir machten uns auf ein Stück weit der Küste zu folgen um Flaschen zu sammeln und nen schönen Stellplatz zu finden. Ich warf einen geschulten Blick in die Abfalleimer am Wegesrand. In den Ersten, den Zweiten und: "Martin, schau mal ich hab `ne Flasche." "Ach, Du holst die aus den Mülleimern." Schon war er unterwegs zu nächsten Tonne um sie zu durchwühlen. "Hab auch eine" grinste er freudig. Ganz enthusiastisch sammelte er alles was er fand. Ich erklärte, große Flaschen seien ein Minusgeschäft, weil sie Platz für 4 Kleine brauchen und man so viel nicht tragen könne. Aber Martin sammelte. Ohne jede Schamesröte, sehr sympathisch. Hatte ich noch in Primosten Hemmungen und ging nur in der Nacht auf Jagd, wo mich niemand sieht, war Martin alles scheißegal. Was ich durch monatelange Abstumpfung erlernte, konnte er von der ersten Minute, und zwar besser als ich. Später, als alle Tüten gefüllt waren, wurden dann nach und nach die großen Flaschen weggeschmissen und jeweils durch 4 kleine ersetzt. Bei bester Laune trugen wir unsere Beute quer durch Tucepi.

Flaschen fanden wir, einen Parkplatz nicht. Mit beiden Fahrzeugen fuhren wir auf einen entdeckten Rastplatz der E 65. Dort parkte ich und stieg in Martins Wagen um. Mit Ihm ging`s etwa 15 km weiter südwärts. Martin hatte die Idee mit einem Wagen vorzufahren, dann zurück zu laufen und mit dem Anderen hinterher zu kommen. So müsse man nur eine Strecke laufen und käme schneller voran. Eine Idee der ich augenblicklich zustimmte. Recht bald fand ich den Traum von Parkplatz. Direkt am Meer, ein kleiner Kiesstrand welchen man nahezu hätte befahren können, Bäume, abgelegen und durch ein großes, blaues Schild mit einem „P" als Parkplatz gekennzeichnet. In der Saison kostet der Tag parken hier 40 Kunat verrät uns ein Schild. Jetzt, nach dem Temperatursturz ist die Zufahrt mit einer Kette versperrt. Zwei dicke Vorhängeschlösser sichern Selbige. Jedoch sind sie in einer Schraubenöse verankert welche sich
problemlos mit einem 17er Schlüssel lösen lässt. Heute aufschrauben und Morgen reinfahren war mein Plan. Wenn einer Ärger macht war das Ding halt offen. Und Parken auf `nem Parkplatz kann ja nicht verboten sein. Aber Martin war die Sache zu heikel. Er hatte Angst. Ohne Ihn, hieß das klare Veto. Also weitersuchen - erfolglos. Am nächsten Tag gings direkt zu Fuß weiter. Das zu erkundende Areal ist überschaubar. Ein Vorausfahren mit einem Wagen somit sinnlos. Wir machten uns auf. Erst über die Hauptstrasse dann die Erste rechts. Hinter einem kleinen Friedhof endete der Weg. Ich schlug vor, uns querfeldein zur Küste vorzukämpfen um ihr zu folgen. Wenn wir dann an `ner Straße vorbeikommen, folgen wir dieser hinaus, anders müssen wir jede Sackgasse ausprobieren ob sie nicht vielleicht doch zum Meer führt. Aber wie so oft war Martin das zu gefährlich. Man könne sich auf dem unwegsamen Gelände einen Fuß verknacksen oder auf eine Mine treten. Also folgten wir der Hauptstraße, welche das hohe Verkehrsaufkommen mit einer herrlichen Aussicht auszugleichen versucht

(An dieser Stelle ein dickes sorry an Jakob. Ich wollte dir dein Shirt nicht stehlen, ich habe einfach das Zurückgeben vergessen. Aber ich denke, Du weist das, und so bekommste noch ein bisserl kostenlose Werbung du alter Kapitalist
Nach `ner knappen Stunde Walk bogen wir wieder auf einen Feldweg ein der zum Meer zu führen schien. Martin fotografierte die Aussicht. Einfach schön hier. Wenige Minuten später erreichten wir ein Schild das ein Militärgelände auswies und das Fotografieren verbot. "Oh, ich lösche lieber das Bild von eben, nicht das uns wer kontrolliert und wir deswegen Ärger bekommen." Ich bog mich vor Lachen. Das gibt's doch nicht, wie kann man so viel Angst haben. "Pass mal auf!"  Sagte ich zu Ihm und zückte meine Kamera um dieses Photo zu schießen.

Hier gehts weiter.

 
 

 

 
Diese Webseite wurde kostenlos mit Homepage-Baukasten.de erstellt. Willst du auch eine eigene Webseite?
Gratis anmelden