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Auf geht’s in ein fremdes Land mit fremder Sprache. Den ersten Schock hatte ich am Grenzübergang. Der freundliche Zollbeamte wollte zwar nicht mein Fahrzeug durchsuchen, mir dafür aber die Einreise verweigern, weil der Grenzübergang nur für PKW gedacht ist. Mithilfe meiner Zulassungspapiere überzeugte ich ihn davon, dass mein Wagen ein Wohnmobil ist und somit als PKW anzusehen sei. Diese Tatsache klärte er mit seinem tschechischen Kollegen ab und nach ca. einer halben Stunde Wartezeit wurde mir die Einreise gewährt. Unmittelbar hinter der Zollstation wechselte ich 100 Euro in 2530 tschechische Kronen. Dass ich dabei total beschissen wurde, habe ich erst später herausgefunden. Aber einmal geparkt, hatte ich viel Zeit, mich mit dem fremdländischen Verkehrschild auseinanderzusetzen.
Die Ortschaft Karlsberg, auf die ich in Deutschland noch zusteuerte, hieß hier auf einmal K. Verry. Da muss man erstmal drauf kommen. Mein erster Stopp war vor einem kleinen Supermarkt.
Erst einmal Preise auskundschaften und nur das Notwendigste einkaufen. Die Suche nach einem schönen Waldparkplatz, um sich von der Aktion in der Beatbar zu erholen, verlief schwieriger als ich dachte. Also fuhr ich noch weit an Karlsbad vorbei bis Cihlny. Wen interessiert, wo diese Ortschaft mit 3 Häusern und einem Golfplatz liegt: hier die Karte.
Nach meiner Ankunft erkundigte ich das nähere Umfeld. Eine wunderschöne Gegend mit viel Natur und herrlichen Wanderwegen. Am 2. Tag meines Aufenthaltes machte ich mich am späten Vormittag auf um eine längere Wanderung zu unternehmen.
Leider unterschätze ich meine Ortskundigkeit, sodass ich mich hoffnungslos verlaufen habe. Gegen 10 am Abend erreichte ich das Ortsschild Karlorer Verry. Fuck – von da bin ich gestern noch ne gute Stunde gefahren. Um mich nicht noch einmal zu verlaufen, beschloss ich, der Hauptstraße zu folgen, die ich am Tag vorher gefahren bin. Nach etwa 2 Stunden Fußmarsch stoppte neben mir ein Fahrzeug, darin saßen 2 Deutsche, die genau wie ich nicht wirklich der Orientierung mächtig waren. In einer langen Irrfahrt durch die tschechische Nacht erreichten wir gegen 5 Uhr morgens meinen Wagen. Hier
verweilte ich eine Weile und fand die nächsten Tage den Rückweg besser. Von meinen ausgedehnten Wanderungen und meinem Aufenthalt in Cihelny habe ich ebenfalls eine Diashow gebastelt. Irgendwann zog es mich weiter. An diesem Kiosk-Supermarkt
versuchte ich meine leeren grauen Campinggasflaschen gegen volle zu tauschen. Leider sind die Flaschen nicht ganz so international wie ihr Ruf. Denn in ganz Tschechien war mir der Umtausch unmöglich. Von hier aus fuhr ich mit einigen Zwischenstopps
weiter Richtung Prag. Diese Hinweistafel
führte mich auf diesen Weg.
Was mir anfänglich schon recht eng aussah für die Hauptstraße nach Prag, wurde nach einigen km unpassierbar, sodass ich ein großes Stück im Rückwärtsgang zurücklegen musste. Meine Erlebnisse ab Prag habe ich in einer netten E-Mail an viele meiner Freunde versandt. Da ich mir bei dieser Mail viel Mühe gegeben habe, möchte ich sie hier einfach mal online stellen:
Hallo Freunde,
Viel ist passiert, seit ich die Heimat verlassen habe. Hier ein kleiner Bericht seit Prag. Mittlerweile bin ich bereits in Brno. Von hier sind es nur noch rund 130km nach Wien. Als erstes möchte ich Euch einige Bilder aus Prag zeigen, da könnt Ihr mal schauen, wie das da so aussieht, falls Ihr noch nicht da wart.
Wie man deutlich erkennt, kann ein kleiner Hund auch in einer großen Stadt Spaß haben.
Und seinen Durst stillen.
Außerdem finde ich, dass die Tschechen Humor haben. Auf diesem Hinweisschild zu den Öffnungszeiten einer Bank kann man ganz klar erkennen, dass das Mitführen von Schusswaffen im Kreditinstitut untersagt ist. Na ob sich da ein Bankräuber dran stört? Ich wag es zu bezweifeln.
Dann hab ich hier noch nen tschechischen Tabledanceclub von innen.
Das war aber nicht das Beste an Prag. Das Beste aus meiner Sicht ist nicht mit Fotomaterial dokumentiert. Es war schon spät, besser gesagt schon früh, ich stand vor dem Schaufenster eines Geschäftes und betrachtete all die Sachen die ich mir nicht leisten kann, als ich von einem etwa Gleichaltrigen auf Tschechisch angelabert wurde. Ich hatte ihm schnell verständlich gemacht, dass ich ihn nicht verstehe und wir einigten uns auf Englisch als gemeinsame Verständigungsebene. Bei dieser Gelegenheit muss ich bemerken, dass die Kommunikation mit jemandem, der ebenfalls nur ein schlechtes bis mittelmäßiges Schulenglisch spricht, viel leichter fällt als mit jemandem, dessen Muttersprache das ist. Das benutze Vokabular ist halt genauso primitiv wie das eigene. Nach einem kurzen Smalltalk gingen wir gemeinsam in ein kleines Pup etwas außerhalb der City. Hier kostete der halbe Liter Bier etwas unter einem Euro, also kann man da schon mal was trinken. Aber nicht der Preis des Bieres war es, was diesen Kneipenbesuch für mich zum Höhepunkt meines Prag-Aufenthalts machte, sondern das dort verkehrende Publikum. Könnt Ihr euch vorstellen, dass ich innerhalb von wenigen Minuten mit nahezu allen Gästen des kleinen Pubs in Kontakt gekommen bin? Wir haben zusammen gekickert, Dart gespielt oder uns einfach nur unterhalten. Amtssprache war hierbei natürlich Englisch. Selbst die Tschechen unter sich haben auf die englische Sprache gewechselt, wenn ich mit am Tisch saß. Ich fands einfach toll, in einem fremden Land ohne jede Sprachkenntnis so einfach Kontakte zu knüpfen, ja fast Freunde zu finden, das hat mich einfach überwältigt. Und weil ich das so toll fand, bin ich weder an diesem, noch am nächsten Tag weiter gezogen, sondern habe meinen Kneipenbesuch einfach am folgenden Abend wiederholt. An beiden Tagen war ich nicht wieder zuhause bevor es hell wurde. Ihr könnt Euch also vorstellen, gegen welche Uhrzeit ich dann letztendlich Prag verlassen habe. Na, Foto plus zwei Stunden etwa. Aufbruch von meiner Prager Heimat
in ruhigere, waldigere Gebiete.
Wenn Ihr auch diese Kneipe besuchen wollt, vorausgesetzt es verschlägt Euch mal in diese Richtung, hier eine kurze Wegbeschreibung. Ihr steht vor der Karlsbrücke auf der Seite der Innenstadt. Dann geht Ihr links am Wasser vorbei bis zur nächsten Brücke, diese benutzt Ihr. Jetzt immer geradeaus bis zur zweiten Kreuzung, dort rechts und der zweite Laden auf der rechten Seite, das ist die Kneipe. Ich bin mir sicher, dass es jedem von Euch dort genauso gut gefallen wird wie mir. Sollte es einen von Euch mal dort hin verschlagen: schaut da mal vorbei, das lohnt sich wirklich. Es war schon spät in der Nacht, als meine wirklich gute Laune durch ein tragisches Ereignis überschattet wurde. Ein Reh stand hinter einer Kurve mitten auf der Fahrbahn …. Rums. Ich stand unter Schock. Das Tier habe ich einfach überfahren. Ich habe noch nicht mal nachgesehen, ob es wirklich tot war, ich bin einfach weitergefahren und hab ne 1a Fahrerflucht hingelegt. Einige km weiter hab ich mal angehalten und ne Schadenzbilanz an meinem Wagen gemacht. Dabei entstand dieses Foto:
Nix war dran am Wägelchen, schon erschreckend, das hat nur ganz leicht gehubbelt, mehr nicht. Und das Tier war nicht wirklich klein. Noch unter Schock parkte ich den Wagen abermals ein wenig weiter am Rande der Hauptstraße mitten im Nichts, nämlich da, wo mein Finger ist.
Links Wald, rechts Wald, vorne Wald und hinten Wald, genau das Richtige nach so einem Großstadtaufenthalt. Bei einer meiner Wanderungen konnte ich eine Hornisse beim Eierlegen? Eierbesamen? oder so etwas Ähnlichem zusehen, außerdem hatte ich die Möglichkeit, einer Fledermaus in die Augen zu schauen.
Süß, oder?
Einen Tag darauf dachte mein Hund, wenn Herrchen ein Reh überfährt, will ich auch eins kriegen und erlegte dieses niedliche Kitz.
Ich hab ihn kräftig geschimpft, aber ich glaube Flitsch war dennoch stolz auf ihre „Glanzleistung“. Das Tier lag im Sterben, sozusagen in den letzten Zuckungen und im Gegensatz zu meinem Unfall stand ich jetzt nicht unter Schock, sondern war im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte. Also erlöste ich das Tier von seinen Qualen, indem ich ihm die Kehle durchschnitt und hängte es kopfüber zum Ausbluten in einen Baum.
Während es dort so vor sich hin blutete, holte ich ein Stück Plane, an der ich vor kurzem vorbeigelaufen bin, um das tote Tier darin zu verpacken und es dann nachhause zu tragen.
Wieder am Wagen angekommen, entschnürte ich das Paket
und hängte das Tier abermals in einen Baum.
Jetzt machte ich mich an die Arbeit, das Tier soll ja schließlich nicht umsonst gestorben sein. Von den Hinterläufen beginnend machte ich mich dran, das Fell abzuziehen.
Als ich damit fertig war, sah das ganze etwa so aus:
Jetzt schnitt ich die Fleischstücke heraus, die ich für essbar hielt.
Die Überreste des Tieres waren nicht wirklich appetitlich
und die Fleischausbeute mager.
Dafür sieht das, was hier in der Pfanne brutzelt, doch ganz lecker aus und das war es auch.
Nach dem Essen machte ich mich noch dran, das Fell(chen) von Fleischresten zu befreien, um es zwecks Gerbung zu einem nahe gelegenen Ameisenhaufen zu bringen. Ich glaube das hat auch ganz gut funktioniert. Stinkt nicht, haart nur wenig und ist eigentlich wie gekauft.
Nachdem diese ganze Aufregung vorbei war, machte ich mich dran, mal etwas ganz Langweiliges und Alltägliches zu basteln. Auf der Tour hat mein Hund seine Marke mit seinem Namen und der Telefonnummer verloren, mein Plan war, in Tschechien eine neue machen zu lassen, weil die dort billiger sein sollen als in Deutschland, aber da habe ich mich geirrt. Deshalb stickte ich ihr in liebevoller Handarbeit diese Daten auf ihr Halsband.
Heute Morgen verließ ich den Parkplatz
und fuhr neuen Abenteuern entgegen. Ich fuhr bis Brno. Hier habe ich vor, mein letztes tschechisches Geld auf den Kopf zu hauen *ggg 300 Kronen, etwa 10 Euro. Ich hab damit auch schon angefangen und auf so einem japanischen, chinesischen oder was weiß ich was das für ein Schlitzaugenmarkt war, ne Flasche Chinesisches Ketchup (diese ultra scharfe rote Chilibrühe), einen neuen Leuchti für Flitschis Halsband und ne Tube Sekundenkleber erworben. Das ist son Markt wo die Leute die aufm Flohmarkt so ne Sch… verkaufen/einkaufen. Wisst Ihr, so nen Krempel wo man sich immer fragt, wo die den Kram herkriegen. Jetzt weiß ich es: von hier. So, morgen werde ich meine letzten Kronen im Internetcafe investieren. Ich hoffe Euch ist nicht schlecht geworden bei meiner Berichterstattung. Alles Gute wünsch ich, bye und bis dann
Stefan.
PS Diese Mail enthält 45 Bilder und 1167 Wörter bzw. 7134 Zeichen.
Nee, es werden mehr *gg
Eigentlich sollte Euch diese Mail gestern erreichen, aber es ist etwas dazwischen gekommen. Deshalb schreib ich das schnell noch dazu, bevor ich diese Mail dann heute endgültig versende. Irgendwann in der Nacht wurde mir auf meinem Parkplatz vor dem Asia Markt mulmig. Ich kann das nicht genau begründen, aber ich hatte halt ein ungutes Gefühl und beschloss, noch einmal den Motor anzulassen. Nach kurzer Zeit entdeckte ich die Beschilderung zu einem Ikea Markt. Nen Ikea, so einen suche ich schon, seit ich in Erfurt neu lackiert wurde. Also folgte ich den Schildern, die mich kreuz und quer durch die Stadt führten, um mich nach bestimmt 10 km tatsächlich bei einem Ikea ankommen zu lassen. Hier nächtigte ich, um am nächsten Tag mal zu sehen, ob meine verbliebenen Kronen noch für so einen Bilderrahmen reichen, den ich suche. Am nächsten Tag, also heute – äh gestern, sch… noch nicht geschlafen, da verwechselt man so was – stellte ich fest, dass mein Geld ausreicht und ich kaufte den Rahmen. Wisst Ihr eigentlich dass es bei nem tschechischen Ikea weder Gurken noch Zwiebeln zu nem Hot Dog gibt? Dafür kostet das Ding auch nur 80 Cent inkl. Cola. Egal, so viel hab ich eh nimmer, will ja auch noch ins I-net Cafe. Am späten Nachmittag startete ich meinen Wagen, der wie immer auf dieser Tour zuverlässig ansprang.
Mit größter Vorsicht steuerte ich das Fahrzeug über die üblen Verkehrsberuhigungshubbel, die Ikea dort gebaut hatte. Nach diesem Hindernis beschleunigte ich, um auf die nahe gelegene Autobahn zurück Richtung Brno zu fahren. Plötzlich ruckelte der Wagen und der Motor starb ab. Mit letztem Schwung flüchtete ich mich in eine Parkbucht. Mist, ich bin am Arsch der Welt und die Karre verreckt. Wieder einmal lagen meine Nerven blank. Ich versuchte erneut zu starten – der Wagen sprang an. Ich gab Vollgas, die Drehzahl stieg bis in den roten Bereich, verharrte dort einige Sekunden, um dann mit lautem Gestotter auf knappe 1000 Touren abzufallen, obwohl ich immer noch das Gaspedal bis zum Anschlag durchtrat. Ich kombinierte und kam zu dem Schluss, dass der Fehler eigentlich nur in der Kraftstoffzuleitung zu suchen ist. Also demontierte ich die Vorlaufleitung und blies hindurch. Ein deutliches Blubbern im Tank war zu hören. Ich schraubte den Kram wieder zusammen, betätigte einige Male den Handhebel zur Kraftstoffförderung und startete erneut. Die Drehzahl blieb konstant da, wo ich sie haben wollte. Ich hielt mich für genial und fuhr mit bestem Gewissen auf die Autobahn. Ein fataler Fehler. Nach etwa 500 m Autobahnfahrt hörte die Beschleunigung auf, ein Ruckeln machte sich bemerkbar, ich kuppelte aus, der Motor starb ab. Ich startete erneut im Standgas. Mit etwa 10 km/h zockelte ich über den Seitenstreifen (zumindest da wo es einen gab) Richtung nächste Ausfahrt. An einer Tankstelle hielt ich an und überlegte, was zu tun ist. Ich demontierte alle Kraftstoffleitungen bis zur Einspritzanlage – ohne Erfolg. Bei jedem Startversuch lief der Motor erst topp um nach einigen Minuten unter Last abzusterben. Mir kam der Verdacht, dass mir eventuell jemand etwas in den Tank gekippt haben könnte. Denn schließlich lief der Wagen ja nach jeder Reinigung, schien sich aber immer schnell wieder zuzusetzen. Also entleerte ich den gesamten Inhalt des Tanks in meine Kanister, spülte den Tank aus und tankte 5 Liter neuen Kraftstoff. (Zum Glück akzeptieren die hier schon wieder Euro, denn so viel Geld habe ich nun nicht mehr). Alles schien perfekt, der Motor lief und machte auch bei längeren Vollgasphasen keine Anstalten, zu stottern anzufangen. Ich tankte abermals 40 Liter, das sollte bis Österreich reichen, und machte mich auf den Weg zum nächsten Internetcafe. Doch hatte ich mich zu früh gefreut. Nach wenigen km Fahrt das gleiche Spiel. Ich war verzweifelt. Abermals legte ich mich unter den Wagen und sann über die Fehlerursache nach. Dass der Fehler an mangelnder Kraftstoffzufuhr lag, dessen war ich mir sicher. Vielleicht war die Einspritzanlage verstopft. Ich schaute mir dieses komplexe Gebilde Technik an und dachte, nee – wenn du da jetzt dran rumfummelst, ist die Karre ganz im Sack, das bekommste nie mehr zusammen. Also besann ich mich der Technik, die ich bei von Rapsöl verklebten und zugesetzten Einspritzanlagen schon bei meinen Golfs regelmäßig angewendet hatte. Einfach eine ausreichende Menge Bremsenreiniger statt Diesel durchorgeln und drauf hoffen, dass das Zeugs den Dreck zersetzt. Gesagt, getan.
Doch blieben meine Reinigungsversuche erfolglos. Völlig verzweifelt setzte ich meine letzte Hoffnung in die Dieselpumpe und demontierte dieses Bauteil – nicht wissend, welche Federn mir dabei entgegenspringen. Ich packte draußen meinen Kram zusammen und ging mit der ausgebauten Pumpe nach drinnen. Dort zerlegte ich sie in ihre Einzelteile und siehe da … in der Dieselpumpe ist so eine Art Vorfilter vor dem eigentlichen Kraftstofffilter, welchen ich ja vor Beginn der Tour wohlweislich getauscht habe, eingebaut. Dieser war vollkommen zugesetzt mit Haaren, Blattresten und irgendwelchem anderen Dreck.
Wahrscheinlich ist das Ding in den knapp 500 000 km, die der Wagen aufm Buckel hat, noch nie sauber gemacht worden. Ich reinigte alles gründlich, baute das Teil wieder zusammen und montierte es schließlich wieder am Wagen. Gegen halb 6 heute Morgen startete ich zu einer Probefahrt.
Erst nur vorsichtig immer im Kreis auf dem Parkplatz, dann etwa 20 km im Stadtverkehr – problemlos. Jetzt sitze ich frisch geduscht mit einer heißen Tasse Kaffee vor dem Rechner,
schreibe diese Zeilen und freue mich, den Fehler gefunden und selbstständig behoben zu haben.
Ich schrieb ja, dass ich neuen Abenteuern entgegenfahre – so hab ich das zwar nicht gemeint, aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Und was ist ein defektes Fahrzeug irgendwo im Ausland wenn kein Abenteuer?
So, es ist 5 Minuten vor 8. So gegen neun geh ich los einen Internetanschluss suchen, dann schau ich mir noch ein wenig die Stadt an und ich denke, dann geh ich erstmal ins Bett, um morgen ausgeruht weiterfahren zu können.
Also take it easy was auch immer passiert *gg
Stefan
Na Ihr
Von wegen morgen ausgeruht weiterfahren. Nachdem ich gestern in der Stadt war um die Mails zu versenden, hab ich mich ein wenig auf meine Couch gelegt. Schlafen war nicht wirklich möglich bei den Innenraumtempraturen von um die 30 Grad, aber wenigstens ein wenig ausruhen. Gegen 6 am Abend bin ich noch einmal mit meinem Hund in die City und hab mir alles angeschaut. So gegen 9 war ich dann wieder zuhause. Den müden Punkt hatte ich irgendwie überwunden, sodass ich ne Kleinigkeit gegessen habe und gegen 10 noch mal alleine losgezogen bin. Da ich eh kaum noch Geld habe, hab ich gar nicht erst nach einer Kneipe Ausschau gehalten. Außerdem wollte ich eh nur für ein Stündchen oder 2 das Nachtleben in Brno erleben. Doch es kam anders. Auf dem Kirchenvorplatz einer Kirche, die ich von meinem Parkplatz aus, aus dem Fenster sehe,
saßen einige junge Menschen, sie waren dabei, sich zu unterhalten und tranken billigen Rotwein. Ich nahm auf einer Bank Platz und schaute von der Anhöhe über die beleuchtete Stadt. Es dauerte nicht lange und ich kam mit den Jungs ins Gespräch. Ich wurde eingeladen, mich dazuzusetzen und einen Wein mitzutrinken. Diese Idee passte mir eigentlich ganz gut in den Kram, Wein trinken auf einem öffentlichen Platz ist kostengünstig und schafft einige zwischenmenschliche Kontakte. Wir saßen dort einige Stunden, bis wir alles, was die Jungs an Alkohol bei sich führten, vernichtet hatten. Danach wurde ich noch in eine Kneipe eingeladen, die genau neben der Wohnung von einem der Jungs lag. Als die Kneipe Sperrstunde machte, gingen wir noch in diese Wohnung und vernichteten auch die dort vorrätigen Alkoholika. So gegen 8 Uhr am Morgen verabschiedeten wir uns voneinander. Einer von den neuen Freunden hatte den gleichen Heimweg wie ich. Wir gingen – äh torkelten also zusammen Richtung Nachhause. Da mein Wagen eh auf seinem Weg, und er selbstverständlich neugierig auf meine mobile Behausung war, gingen wir noch auf einen weiteren Wein zu mir. Wir schafften es nicht wirklich, das kleine Fläschlein leerzutrinken, da wir kurz nacheinander gemeinsam auf meiner Couch einschliefen. Gegen Mittag wachten wir wieder auf und verabschiedeten uns voneinander. Ich legte mich nochmals hin. Jetzt ist es 19 Uhr und ich hab nen Kopf, das könnt Ihr Euch gar nicht vorstellen. Autozufahren halte ich in diesem Zustand für eine der dümmsten Ideen, die mir einfallen könnten. Schließlich hab ich den Karren grade erst repariert, da wollte ich ihn jetzt nicht kaputtfahren. Also werde ich noch einen weiteren Tag hier verweilen, um dann morgen ausgeruht weiterfahren zu können. Inwieweit nix dazwischenkommt zumindest *gg
Ich weiß es nicht, aber in Deutschland bin ich nie alleine losgezogen, hab Leute kennen gelernt und nen schönen Abend gehabt. Das mag an der anderen Mentalität der Deutschen liegen oder daran, dass ich es nicht versucht habe, mich schon immer vorher mit einigen Freunden verabredet habe und wir dann gemeinsam losgezogen sind. Hier in Tschechien scheint das jedenfalls normal zu sein, schließlich ist mir das jetzt zum wiederholten Male passiert.
Überhaupt ist Tschechien wunderschön. Ich habe keinerlei Bedenken, meinen Wagen hier ein wenig unbeaufsichtigt zu parken. Hier wird meiner Meinung nach genauso viel oder wenig geklaut wie in Deutschland. Die Bedenken, die einige von Euch eingeräumt hatten, halte ich für falsche Vorurteile und schlichtweg einfach nur für rassistisch, weil meine Erfahrungen was ganz anderes zeigen. Das einzige, was mir hier gestohlen wurde, ist die Elektrobeleuchtung von meinem Rad und das nehme ich keinem übel, hätte ich wahrscheinlich auch geklaut, wenn son Volldepp wie ich die nicht abmacht.
Stefan
Tatsächlich, am nächsten Tag fuhr ich weiter und erreichte nach etwa 1,5 Stunden Fahrt die tschechisch- österreichische Grenze.
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