Montenegro

   
 


 

 

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Am Mittag des 4.12.2008 ging es im strömenden Regen über die Grenze. Meine beiden Couchsurfer, Lorena und Paul deklarierte ich als Tramper. Ich hielt rund 100 m vor dem Grenzübergang und bewegte mich Zu Fuß in Richtung Zöllner um nachzufragen, ob die mich nun gerne auf der LKW- oder auf der PKW- Spur sehen möchten. Ich zeigte meine Papiere und lief zurück um auch die Dokumente meiner Freunde zeigen zu können. Dann wurden wir durch gewinkt. An der Grenzstation auf der Seite von Montenegro war das Passieren ähnlich einfach. Bei übelstem Mistwetter folgten wir der Küstenstraße. Vorbei an Herzeg-Novi, Bijela und Kostanijika. Unterwegs stoppten wir an einem Supermarkt. Ich verglich die Preise mit denen in Kroatien. Hätte ich doch noch ein paar Lebensmittel eingebunkert. Ich habe geglaubt das würde hier billiger, aber da habe ich mich geirrt. Aber so groß ist der Preisunterschied dann auch wieder nicht. Paul kommt freudestrahlend vom Tabakgeschäft zurück. 21 Zigaretten für 35 Cent. Ich hatte meinen Freudenmoment schon etwas früher, als wir eine Tankstelle passierten. Diesel 85 Cent pro Liter. Nur wenige km später erreichten wir einen Parkplatz mit bereits aufgebautem Vorzelt.

Genau das Richtige bei diesem Regen. Ich warf die Angel aus und wenig später hatten wir Fisch zum Abendbrot. An dem Sprichwort: "Bei Regen beißen die Fische" scheint was dran zu sein. Bevor wie diesen Fisch jedoch zu uns nahmen gingen wir die wenigen km zurück zu dem Fähranleger an dem wir vorbeigekommen waren. Der Regen hatte plötzlich aufgehört, das muss man ausnutzen. Elf Euro kostet die Überfahrt mit meinem Wagen über die Bucht "Tivatski zaljev" dabei spart man etwa 40 km Straße. 11 Euro für 40 km, und das in `nem Land wo Diesel weit unter `nem Euro kostet. Danke ich fahre, das kommt preisgünstiger. Wir wollten gerade zurückgehen als der Regen erneut einsetzte; begleitet von heftigem Sturm. Wenige Meter hinter uns wurde ein Verkehrschild weggeblasen. Das durch die Luft wirbelnde Blech hätte uns fast enthauptet. Pitschnass erreichten wir den warmen Wagen. Ganz schön kurz, meine Wäscheleine, wenn sie zum trocknen von gleich 3 Garnituren Klamotten herhalten muss. Am nächsten Morgen hatte sich das Unwetter gelegt. Es schien zwar nicht unbedingt die Sonne aber es war trocken. Auf geht`s, so schön ist das hier nicht. Schneller als ich dachte erreichten wir Kotor.

Die Stadt soll sehenswürdig sein, habe ich mir sagen lassen, also suchte ich `nen Parkplatz. Da auch meine Freunde zur Spezies der Langschläfer gehörten, war es schon fast dunkel als wir das Stadtzentrum erreichten. Die Stadtmauer die Kotor umschließt, umschließt nicht nur das Zentrum. Sie verbindet eine Burg auf dem Gipfel des Berges mit dem historischen Stadtkern. Heute wird die Mauer von diesen gelblichen Lampen angestrahlt, so dass man den Eindruck erhält Kotor sein von einem goldenen Ring umschlossen. Da müssen wir natürlich rauf, das Nachtpanorama genießen. Dann geht es zurück in die Stadt. In einer Gaststätte lernen wir einen bereits gut angetrunkenen Einheimischen kennen. Von ihm erfahren wir, dass es unweit von hier Schnee gibt. Schnee!! Da muss ich hin sobald ich mit Kotor fertig bin. An der Wand der Kneipe hängt ein Schild: "Achtung, Sie verlassen jetzt West Berlin."  Ich zweifele am meinen Navigationskünsten. Bevor es in den Schnee ging verbrachte ich noch 2 weitere Tage mit meinen Couchsurfern in Kotor. Wir erwanderten das Umland

und schauten uns die Stadt an. Dann wurde ich verlassen. Ich blieb noch einen weiteren Tag um die hier vorhandene Internetverbindung zum HP- updaten zu verwenden. Mit so vielen Leuten um einen rum kommt ja zu nix. Auch wenn ich, seit ich Österreich verlassen habe nur noch recht selten Glück beim Kontainern habe, kann ich es nicht bleiben lassen immer wider erwartungsfroh meinen Kopf in diese Mülltonnen zu stecken. Diesmal machte ich eine recht eigenartige Entdeckung.

Dann ging es weiter, dem Schnee entgegen.

Ich folgte der Wegbeschreibung des Mannes aus der Kneipe und quälte meinen Wagen die 1749 Höhenmeter auf den Gipfel des Berges Lovcen. Schon auf halbem Weg sah ich Eiszapfen von der Felswand herunterhängen welche sich mal zur linken und mal zur rechten Seite weit über mein Fahrzeug erhob. Ich kann es kaum glauben. In Kotor war fast noch T-Shirt Wetter. Nahe dem Gipfel parkte ich auf einer großen Wiese. Es war kalt, die Sonne schien aber Schnee, Schnee sah ich weit und breit nirgends. In der Nacht weckte mich ein beißender Geruch. Ich schaltete das Licht ein und sah kaum meine Hand vor Augen. Sturm war aufgezogen und drückte den Rauch aus meinem Kamin zurück in mein Fahrzeug. Ich öffnete Tür und Fenster. Binnen von Minuten war es eiskalt  im Wagen. Ich löschte den Kamin und stellte auf Gasheizung um. Am nächsten Tag machte ich mir Gedanken, was ich gegen dieses Problem unternehmen kann. Als ich noch mehr oder weniger stationär in meiner Heimatstadt geparkt habe ist es mir nie aufgefallen. Aber schon letzten Winter habe ich mich recht häufig damit herumgeärgert, dass der Wind die Abgase zurück in den Wohnraum drückt. Das muss geändert werden. Am Morgen machte ich mich mit meinem Hund auf die Suche was sich da so brauchbares finden lässt. Ich hatte Glück und fand ein altes Stück Aluminium- Blech, welches ich zu einem Halbkreis bog, und die jeweils letzten 2 cm rechtwinklig umkantete, um es an die Fahrzeugwand über das eigentliche Rauchrohr zu schrauben. Gesagt getan. Am frühen Abend heizte ich trotz des immer noch anhaltenden Windes wieder mit Holz. Das hätte ich schon viel früher bauen sollen. An den 2 folgenden Tagen machte ich es mir mit einem Buch gemütlich. Draußen stürmt und regnet es. Dabei ist es saukalt. Da bleib ich lieber drinnen. In der Nacht vom 12. zum 13.12.2008 fing es dann endlich an zu schneien. Da muss neues Brennholz her.

Links oben neben meiner Tür sieht man übrigens meine neue, geniale, Abgasführung und dieser graue Balken im rechten Bildteil ist der Trageriemen der Kamera welchen der Sturm vors Objektiv gepustet hat. Ich machte mich auf, das Umland zu entdecken. Immer wieder hielten Autos neben mir, deren Fahrer mir anboten mich ein Stück mitzunehmen. Sie hatten glaube ich kein Verständnis für den bekloppten Deutschen der da durch die Kälte wanderte. Aber freundlich, wow, das ist mir in Deutschland erst ein einziges Mal passiert, dass ein Wagen anhält ohne dass ich meinen Daumen raushalte. Als ich wieder am Wagen bin sehe ich Reifenspuren die hinter mein Fahrzeug führen. Was wollte der den hier?? Alles ist in Ordnung, kein Einbruchversuch noch nicht mal Fußspuren die nicht meine Eigenen wären, dennoch bin ich ein wenig beunruhigt. So gegen 9 Uhr am Abend höre ich ein Motorengeräusch. Gleichzeitig hupt es. Ich schaue aus dem Fenster. In der Fahrzeugspur vom frühen Abend steht jetzt ein Wagen. Die Insassen reden auf mich ein. Ich verstehe so gut wie garnix. "Problema, Metall" und noch einige andere Dinge von denen Ich glaubte sie zu verstehen. Aber einen Reim drauf machen kann ich mir nicht. Problema ... anscheinend haben die irgend ein Problem damit, dass ich hier parke. Ich gehe raus. Mit Händen und Füssen - wir verstehen uns nicht. Dann wird mir ein Mobiltelefon gereicht. Am anderen Ende ein Dolmetscher. "Meine Kumpels haben dich gesehen und wollten dich fragen ob du irgendwelche Hilfe brauchst. Du kommst da ja so einfach wohl nicht weg mit dem ganzen Schnee. Wenn du irgendwas aus der Stadt brauchst, können die dir das mitbringen; musst du denen nur sagen. Zigaretten zum Beispiel. Wenn du weg musst haben wir `nen Kumpel mit `nem Tracktor der kann dir sicher helfen." Also haben die mich gefragt, ob ich irgendwelche Probleme hab, sie haben wohl keine damit dass ich hier stehe. Ich schäme mich vor mir selbst immer das schlechteste zu denken. Ich erkläre, dass ich mit der Situation vollkommen zufrieden bin, das ich mich in Kotor mit allem eingedeckt hätte was ich die nächsten 4 Wochen benötige und ich nur hier hochgefahren sei um Schnee zu erleben. Die Jungs im Auto schauten verständnislos als ich das Telefon zurückreichte und sie meine Worte übersetzt bekamen. Ich bedankte mich für das nette Hilfsangebot und sie verschwanden. Am Abend des nächsten Tages kamen sie zurück. Sie sagten irgendwas, was schätzungsweise soviel wie: Alles in Ordnung? hieß. Ich nickte und sprach die Worte OK, OK. So ging das täglich bis ich hier am morgen des 16.12.2008 verschwand.

Ich fuhr die wenigen km bis Cetinje. In den wenigen trockenen Augenblicken schaute ich mir die Stadt an und suchte `ne WI-FI Verbindung. Aber meistens regnet es. Zu meinem Entsetzen bildeten sich kleine Tropfen an der Fahrzeugdecke. Verdammt, das Dach ist undicht. Ich hasse Flachdächer. Mein nächster Wagen bekommt ein nettes Spitzdach. Aber bei diesem Wetter konnte ich eh nicht viel mehr tun als `nen Eimer drunter zu stellen. Ich blieb länger als geplant, aber ich schaffte es einfach nicht, mich von dem Internetanschluss zu entfernen. So viel Aktivität in meinem E- Mail Postfach und mit den Eltern wollte ich auch noch telefonieren. Wie ich das so tat sprach mich ein Typ an. Er konnte Deutsch, hatte einige Jahre in Duisburg gelebt. Anfänglich war er ja ganz nett aber dann wollte er mich auf Geld anpumpen. Ich bin doch nicht doof; ich kenn den seit 5 Minuten. Meine neue Bekanntschaft wurde recht unfreundlich. Also nix wie weg. Einen Tag später traf ich Ihn wieder. "Ich hätte dir das schon zurückgegeben, ich brauchte nur ein neues Handy weil ich mein altes verloren hab und hatte grad nicht soviel Geld in der Tasche." "Du, das ist mir eigentlich egal. Ich verleih nix das ist ein undankbares Geschäft. Außerdem hab ich selbst nix." Ich erzählte meine Geschichte, und das ich Ihm hätte ein Handy verkaufen können, wenn er mich danach gefragt hätte. Etwa eine Stunde später waren wir gemeinsam unterwegs um ein Mobiltelefon zu verkaufen welches ich in Österreich gefunden hatte. Das Gerät war durch einen Gerätecode gesperrt, somit unbrauchbar, aber er verkaufte es trotzdem. Jetzt bin ich 30 Euro reicher. Ein guter Tausch. Außerdem fand ich ein paar neue Wanderschuhe. Sie sind ein wenig groß, aber ich hab `ne Einlegsohle aus `ner alten Isomatte reingeschnitten, welche ich noch in Kroatien am Strand gefunden habe. Jetzt passen sie wie angegossen. Dann ging es weiter in den Nationalpark "Skardasko Jezero".

Angeblich handelt es sich hierbei um den größten See Europas. Ich weiß nicht, ob es stimmt. Aber groß ist er, Wenn man ein ausdauernder Schwimmer ist, kann man von Montenegro nach Albanien schwimmen. Ganz ohne Grenzkontrolle. Das Wetter hatte sich gebessert. Die Sonne schien. Zeit mein Dach zu reparieren und natürlich das herrliche Gebiet zu erwandern. Als meine Batterien wieder so nahezu voll waren, beschloss ich, mich vor meinen Rechner zu setzen um dieses Update zu schreiben. Ich war fast fertig, da wurde mein Monitor schwarz. Nichts ging mehr und ich hatte noch nicht gespeichert. Ich drückte solange auf den Ausschalter des Rechners bis er aus war. Als ich ihn dann wieder einschalten wollte erhielt ich die Fehlermeldung: "Windows konnte nicht gestartet werden da folgende Datei fehlt oder beschädigt ist C:/windows/system32/config/system" Ich war verzweifelt und alles was ich heute neu geschrieben habe hatte ich damals eigentlich schon einmal fertig.

Mit einem kaputten Computer hatte ich keine gesteigerte Lust hier weiter die Gegend zu entdecken, sei sie auch noch so schön. Ich brauchte Hilfe, allein bekam ich das nicht gebacken. Ich brauchte eine Stadt. Also ging es weiter nach Podgorica, der Hauptstadt von Montenegro. Als erstes suchte ich ein Internetcafe und schrieb alle 33 auf Couchsurfing registrierten Mitglieder dieser Stadt an, ob sie mir eventuell ein externes DVD Laufwerk leihen können, um meinen Computer von CD zu booten. 2 Tage später traf ich Ivan in der City an einem vorher vereinbarten Treffpunkt. Er entschuldigte sich bei mir nur sehr wenig Zeit zu haben und überreichte mir sein Laufwerk. Ich solle Ihm einfach `ne E-Mail schreiben wenn ich es zurückgeben wollte. Wieder am Wagen verband ich Laufwerk mit Rechner und drückte während des Startvorgangs die ESC Taste. Genauso wie es in der Bedienungsanleitung nachzulesen ist. Nichts ging. Ich verzweifelte mehr und mehr. Stundenlanges rumprobieren - ergebnislos. Ich hatte die Schnauze voll und ging in die Stadt. Hier traf ich Gaga und seine Kumpels.
Zusammen verbrachten wir den heiligen Morgen. Ein wenig Alkohol lenkte mich von meinen Problemen ab. Und am heiligen Abend hatte ich dann die Idee. Frag mal im Forum nach Hilfe. Also schrieb ich einen Beitrag und veröffentlichte Ihn auf wagendorf.de und sabbelfans.foren-city.de. Herzlichen Dank an die fleißigen Forumsschreiber beider Foren, die mir trotz der hohen Feiertage halfen. Die Lösung des Problems war, während des Startens F8 anstatt ESC zu drücken. Diese Taste brachte mich ins Bios und hier konnte ich die Boot Priorität einstellen. Eine schlaflose Nacht weiter und mein Rechner lief wieder. Der Rechner läuft; und meine Batterien sind restlos leer. Irgendwann, ich war gerade damit beschäftigt einige kleinere Programme aufzuspielen, verabschiedete sich der Strom vollkommen. Also setzte ich mich ins Fahrerhaus und nutze den Strom aus den Starterbatterien. 2 oder 3 Stunden werden die das schon abkönnen. Das Problem ist nur - das Fahrerhaus ist nicht beheizt und draußen hat`s um die 0 Grad. Aber da ich ja nicht dumm bin, kochte ich mir ne große Thermoskanne Grog um mich zu wärmen. Mit steigendem Alkoholpegel fiel mir die Arbeit viel leichter. So gegen neun am Morgen war ich fertig und fiel ins Bett. Gegen 10 Uhr klopfte dann die Polizei. Schlaue Jungs hier unten, diese Polizisten. Sprechen kein Wort englisch. Meine Papiere wurden kontrolliert und rund 10 Minuten später lag ich wieder im Bett. Das Reparieren meines Computers ist aber nicht das Einzige was ich hier in Podgorica zu erledigen habe. Mein Visum läuft ab, und ich möchte noch bleiben. Also machte ich mich auf die Suche nach einem Polizeirevier. Plötzlich labert mich ein Junge an. Irgend was in serbisch, das Einzige was ich verstanden habe war "rasa", bei diesem Wort deutete er auf meinen Hund. "Oh is no rassa is a mixt one" antwortete ich. Wir hatten den gleichen Weg, also gingen wir zusammen. Irgendwann wollte er nach rechts und ich eigentlich geradeaus. Er redete auf mich ein, ich verstand kein Wort. Das Einzige worauf ich mir auch nur annähernd einen Reim machen konnte war "many". Ich hatte nix besseres zu tun, also folgte ich Ihm. Durch ein Gartentor gelangten wir in einen Hinterhof. Der Platz war zugemüllt. Leere Bierflaschen alte Fernsehaparate und sonstiger Dreck zierten das Gelände. Es war umschlossen von baufälligen Häusern deren Fenster mit Brettern vernagelt waren. Der Junge ging zielstrebig in eine Baracke, er war jung, sprang und rannte lebensfroh durch die Gegend, so war er etwa 1 Minute vor mir im "Haus". Kurz darauf trat eine Frau mittleren Alters heraus, gefolgt von einem Mann. Beide sichtlich angetrunken. Sie deuteten mir an einzutreten, was ich dann auch tat. Also setzte ich meinen Körper in Bewegung und schob Ihn durch die Türe, deren Fenster gebrochen war, und nur durch einen Vorhang ersetzt wurde. Das Erste was ich sah war die Küche. Links neben der Tür befand sich ein Gasherd, geradeaus im nahezu vollständigen Rest des Raumes ein Berg. Ein Berg aus leeren Bierflaschen, Abfall und schmutzigem Geschirr. Ich folgte dem Jungen nach rechts. Durch einen Türrahmen ohne Tür betrat ich das "Wohnzimmer". In ihm waren 7 oder 8 Leute versammelt. Rein optisch das Klientel Mensch, das in Deutschland weitläufig als Penner bezeichnet wird. Sie waren damit beschäftigt Bier zu trinken und Zigaretten zu rauchen. Die Luft war stickig. Es roch nach abgestandenem Rauch, kaltem Schweiß und altem Bier. Auf dem Fußboden sammelten sich ausgetretene Zigarettenstummel und anderer Unrat. Mir wurde ein Platz auf dem Bett angeboten. Ich setze mich. Eine 2 Liter Flasche billiges Bier machte die Runde. Ich half beim Leertrinken. Die Mutter des Jungen hatte eine ältere Tochter, sie wohnt in Deutschland daher konnte sie einige, sehr wenige, Brocken Deutsch. Wir führten eine
Unterhaltung mit Händen und Füssen. Wo ich schlafe wurde ich gefragt. Ich antwortete in meinem Auto und ohne weiter darüber nachzudenken zückte ich meine Digitalkamera um ein Photo von selbigem zu zeigen. Viel mehr Interesse als das Foto hatte allerdings die Kamera selbst ausgelöst. Ein Photo von dem Jungen und eins von mir und meinem Mann. Ich knipste.
Alle betrachteten die Bilder. Ich verabschiedete mich und ging zu einem Photogeschäft. Für 45 Cent lies ich 2 Abzüge machen und ging zurück.
 
Waren die glücklich mit den Fotos. Ich glaube es sind die einzigen die sie besitzen. Dann wurde Geld zusammengeschmissen um neues Bier zu kaufen. Der Kleine bekam es in die Hand gedrückt. Ich verstand nicht die Worte die gesprochen wurden aber ich konnte mir einen Reim auf die Sache machen. Ich sattelte meinen Rucksack und ging mit dem Kurzen. Nachdem wir das Gartentor passiert hatten sagte ich zu Ihm: "Du verstehst mich zwar nicht Kleiner, aber du tust mir leid". Er lächelte mich an. Wir gingen die wenigen Meter zu dem Supermarkt. Der Kleine kaufte 2 Flaschen Bier, ich eine weitere. Wir verließen den Laden. Ich sagte: "Stopp" und deute dem Kleinen an, noch mal mitzukommen. Wir betreten ein zweites mal den Laden. Zielstrebig ging ich mit Ihm zum Süßwarenregal. Da er weder englisch noch deutsch konnte, hab ich es vorgezogen in meiner Muttersprache zu reden. "Such dir was aus, ich zahle" dabei deutete ich auf die Auslagen des Marktes. Er wählte eine Milchschnitte. Wieder vor der Türe wurde ich in den Arm genommen "Thank you". So viel English konnte er dann doch. Wir gingen zurück und betraten die Behausung meiner neuen Freunde. Ich stellte die Flasche Bier auf den Tisch die ich gerade gekauft hatte. Menschen schüttelten den Kopf. Der Mann zu meiner Rechten schnappte sich meinen Rucksack und steckte die Flasche hinein. Mit dem Taschenmesser wurde eine leere Bierbüchse aufgeschnitten. Die scharfen Kanten wurden notdürftig mit dem Messerschaft gerade geklopft. Jetzt wurde die Büchse mit einem Schluck Bier ausgespült, einen Wasserhahn habe ich in der "Wohnung" nicht gesehen. Das "Spülwasser" wurde einfach auf den Teppich geschüttet, die Dose aufgefüllt und mir als Glas angeboten. Die anderen tranken aus abgeschnittenen 0,5liter Einwegflaschen. Dann wurden Fische serviert. Ich glaube, es waren Sardinen. Diese kleinen Fischlein die man im Stück brät ohne sie vorher auszunehmen. Mir schauderte ein wenig etwas aus dieser Küche zu essen aber ich wollte nicht unhöflich sein. Sehr lecker! Mir wurde noch die Adresse und Telefonnummer einer weiteren Tochter mitgeteilt. Wenn ich alles richtig verstanden habe soll sie wohl sehr schöne und große Brüste haben und in meinem Alter sein. Desweiteren wurde mir ein Schlafplatz angeboten, ich müsse nicht im Auto schlafen. Ich lehnte dankend ab. Ich wage auch zu bezweifeln dass ich mich je bei der Tochter mit den großen Brüsten melden werde. Dennoch geht mir dieses Erlebnis sehr nahe. Ich weiß nicht, wo ich da reingeraten bin. Zahlen die Miete für den Schuppen? Oder haben die das besetzt? Strom gab es, und im Hinterhof ein absolut widerliches Plumpsklo der französischen Art ohne Wasser. Und dieses Kind. In all der Armut und dem Elend, glücklich und zufrieden als ob es nichts vermisst. Was macht es schon für einen Unterschied ob man eine tragbare Playstation besitzt oder
auf dem Bedienelement eines Autoradios herumtippt und so tut als sei es eine Playstation. Dieser Tag war gelaufen. Da war nix mehr mit Polizeidienststelle suchen. Dafür wurde ich aber einen Tag später fündig. Leider hatte der passende Beamte schon Feierabend. Aber morgen
zwischen 11 und 13 Uhr ist das alles kein Problem. Also stellte ich mir den Wecker und blieb noch einen weiteren Tag. Langsam hängt mir diese laute und nach Abgasen stinkende Stadt zum Hals raus. Pünktlich war ich im Revier. Nach kurzer Wartezeit betrat ich das entsprechende Büro. Ich sei spät dran, innerhalb von 24 Stunden nach Einreise hätte ich mich polizeilich melden müssen. Jetzt könne er nix mehr für mich tun. Am Besten, ich fahre ganz schnell nach Hause. Deprimiert machte ich mich auf in die Innenstadt. Zum ersten Mal seit ich Deutschland verlassen habe betrat ich deutschen Boden. Nämlich den der Botschaft, die ich durch Zufall in der Innenstadt entdeckt hatte. Ich schilderte mein Problem. Die freundliche Mitarbeiterin führte einige Telefonate und empfahl mir dann folgende Vorgehensweise: "Fahren Sie über irgendeine Grenze, trinken sie sich `nen Kaffee und fahren sie zurück. Wenn sie dann wieder einreisen nehmen sie Ihren Paß und nicht den Personalausweis. Wären sie mit dem Paß eingereist hätten sie ein Aufenthaltsrecht von 90 Tagen." Ich hab dem dummen Zöllner meinen Personalausweis in den Paß gelegt. Der Paß befand sich in meiner, gefalteten, internationalen Versicherungspolice. Was kann ich dafür wenn der den falschen Wisch bearbeitet. Ich hatte mich schon gewundert warum Lorena `nen Stempel bekommen hatte und ich nicht. Aber ich hatte auch keine Lust darüber zu diskutieren, ich war froh, dass der mich durch gewunken hat. Ich bedankte mich für den Ratschlag auf den ich selber nie gekommen wäre und sagte:" Dann fahre ich jetzt mal Richtung Albanien und mache morgen `ne nette Wanderung mit meinem Hund." Warum fahren sie den nicht mit Ihrem Wagen rüber?" Fragte sie mich. Ich antwortete: "Wenn ich da mit meiner selbstgebauten, fahrenden Eigentumswohnung ankomme, aus dem Ding aussteige, in meiner Lederkluft, mit den langen Haaren, dann schaut sich der Zöllner die von oben bis unten mit Graffiti bemalte Kiste mal ganz genau an und ich muss 2 Stunden warten bis der fertig ist meine dreckige Unterwäsche nach Drogen zu durchsuchen." Sie lachte: "Gute Selbsteinschätzung, viel Glück. Hier die Nummer der Deutschen Botschaft, sollte es Probleme geben, aber eigentlich hab ich keine Lust Sie da aus irgend `nem Schlammassel rauszuholen." Ich hasse diese Bürokraten. Ich hasse es solche Büroräume zu betreten. Aber diese Botschaftsmitarbeiterin war echt nett. Wahrscheinlich freut sie sich, mal `nen Landsmann zu Gesicht zu bekommen. Die Einreise nach Albanien war unproblematisch. Wo ich hinwolle wurde ich gefragt. "Och, nur mal ein Stück spazieren gehen ich komm gleich zurück" Mein blaues Touristenvisa wurde eingezogen ich bekam `nen Einreisestempel in meinen Pass und war in Albanien.


Albanien (Kurzausflug)
 
Für die Papiere meines Hundes interessierte sich niemand. Die Zöllnerbemerkten noch nicht einmal dass ich `nen Hund dabei hatte. Zwar habe ichdas Tier kurz vor der Grenze ordnungsgemäß angeleint, aber da mireinige Straßenhunde entgegenkamen auch recht schnell wiederfreigelassen. Ich passierte  die Grenze ohne Schwierigkeiten, lief einige hundertMeter ins Landesinnere und pfiff nach meinem Hund. Jetzt überquerteauch dieser die Grenze ohne jegliche Kontrolle. Die albanischenUreinwohner betrachteten mich neugierig, aber sehr freundlich.
Auch die menschlichen Bewohner waren mir gegenüber sehraufgeschlossen. Ein alter Herr, der gerade seinen Rasen am sprengen war,füllte ohne größere Probleme meine Wasserflasche auf. DerTankstellenmitarbeiter, den ich um einen Umrechnungskurs bat um denDieselpreis ermitteln zu können, holte augenblicklich einen Dolmetscher. 100 albanische irgendwas für `nen Liter, laut seine Aussage etwa 90 Cent. Der Betreiber eines albanischen „Dönershops"akzeptierte nach kurzer Verhandlung meine Euros; und auch hier stoppten dieAutos um mir Mitfahrgelegenheiten anzubieten. Aber albanische„Dönershops" sind echt lustig. Ich passierte 3 Stück. Alle 3 hattenden gleichen Charakter. Irgendwo in einer alten Garage war einHolzfeuer, darüber drehte sich ein Schwein. Der Motor wurde von einerAutobatterie angetrieben. Anfänglich verstand ich gar nicht was esdamit auf sich hatte. Erst als ein Fahrzeug neben einem solchen„Gastronomiebetrieb" anhielt, der Fahrer kräftig auf die Hupe drückteund sich ein Öl verschmierter Mitarbeiter näherte welcheraugenscheinlich gerade damit beschäftigt war ein Auto zu reparieren,jetzt aber zum Gastwirt wurde, erkannte ich um was es sich hier handelt. So ein Spießbratenbrötchen wollte ich natürlich auch haben.Ich deutete auf das Schwein, machte Essbewegungen und zeigte einige Euro-Münzen. Ich zuckte die Schultern. Seine ölverschmiertenHände beschmutzten die Meinigen als er nach dem ein Euro Stück ausmeiner Hand griff, um es in seine Jackentasche zu stecken. Mit einem XXLMesser schnitt er einige Streifen des Schweins ab und beförderte siegeschickt in eine Pappschale. Dazu legte er eine Scheibe Brot mit Ölverschmutzung und reichte mir mein Mahl. Esswerkzeug – Fehlanzeige.Aber für alle hartgesottenen, ohne hygienischen Skrupel echtempfehlenswert. Lecker, riesige Portion und billig. Ich wanderte bisBajza, der ersten Ortschaft hinter der Grenze. Dort betrat ich nocheinen Tante Emma Laden um einen ersten Eindruck über dieLebensmittelpreise in Albanien zu gewinnen, dann ging es zurück. Die Ausreise war genauso unproblematisch wie die Einreise. Wieder bemerkteniemand meinen Hund. Ich erhielt einen Ausreisestempel vom albanischenBeamten und einen Einreisestempel vom Montenegrischen. Ich kann mitStolz behaupten dass ich es noch im Jahre 2008 bis Albanien geschaffthabe. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit war ich wieder zu Hause undkonnte zusehen wie die Sonne über dem See versinkt.
Den Jahreswechsel verschlief ich. Dann wechselte ich den Parkplatz.Nur rund 3 km weiter, eine steile Schotterpiste hinab, direkt am See.Herrlich!
Genau die richtige Stelle um auf den 11. Januar zu warten. Dann nämlich kommt mich Julia besuchen. Julia hat mein Reisepartnergesuchim Internet gelesen, sich diese Website angeschaut  und mir `ne E- Mailgeschrieben. Aus dem daraus entstandenen Schriftwechsel hat sich der11. Januar als voraussichtlicher Ankunftstag herauskristallisiert. Dasist auch der Grund warum ich ein- und wieder ausgereist bin. Ich hätteja auch einfach weiterfahren können aber wir haben uns in Podgoricaverabredet, also ist wieder warten angesagt. Noch 10 Tage, aber ich bindas ja gewohnt. Ich versenkte einen schweren Stein im See und statteteihn mit einer Umlenkrolle aus. Diese Technologie ermöglichte mir einenAngelhaken weit in den See hinauszuziehen und unbemerkt 24 Stunden amTag zu Fischen. Ich habe eine neue Technik entwickelt. An rund 1,5 mAngelleine habe ich ein gutes Dutzend Haken geknotet. Diese wickelteich um einen faustgroßen Brotballen, welchen ich zum Schluss in demNetz eines Zwiebelsacks verpacke. Dieser Köder ist standhaft genugrund 2 Tage im Wasser zu verweilen ohne auseinander zu fallen. Aber dazukommt es nie, weil ich alle 10 oder 15 Stunden einen Fisch fange.Billiges Warten. Leider ist das Umfeld nicht gerade üppig mit Wanderwegen ausgestattet. Zwar führen unzählige Trampelpfade von derHauptstraße ab, sie verlaufen sich allerdings alle nach recht kurzerZeit. Nach ca. 2 Stunden Marsch ist eine kleinere Ortschaft zu erreichen.Hier gibt es ein Geschäft und natürlich Internet. Ich gehe diesenWeg etwa alle 2 bis 3 Tage. Manchmal lasse ich mich von freundlichenAutofahrern mitnehmen. Einmal stoppt wieder ein Wagen neben mir.Diesmal ist es die Polizei. Ich zeige meinen Personalausweis. Dieserreicht aber nicht. Die Herren wollen meine Einreisedokumente sehen. Bis vor kurzem hatte ich diese blaue Karte. Sie war in meinerGeldbörse neben dem Ausweis und stellte die Jungs zufrieden. Jetztbrauchte ich meinen Pass. Selbiger lag aber im Auto. Scheiße! „Pass,Auto, Car, brumm brumm," dabei machte ich Lenkbewegungen und zeigte indie Richtung wo ich geparkt habe. Mein Hund und ich durften auf derLadefläche des Geländewagens platz nehmen. Ich zückte meine Kamera undzeigte sie dem Beifahrer. Mit Händen und Füssen fragte ich ob ich einBild machen dürfte, aber mein Wunsch blieb mir verwehrt. Der rechtssitzende Beamte nestelte nervös an seiner Dienstwaffe als ichandeutete den schmalen Schotterweg rechts abzubiegen. Wir stoppten vormeinem Fahrzeug und der Einreisestempel im Pass beruhigte die zweiOrdnungshüter augenblicklich. Schon einen Tag später erneutePolizeikontrolle. Wieder keine gemeinsame Verständigungsebene. Ichsaß gerade vor dem Computer, als es an der Tür klopfte. „Policia!"Einreisedokumente und Fahrzeugpapiere wurden überprüft dann wurde ichwieder allein gelassen. 20 Minuten später, erneutes Klopfen. 3 Fahrzeuge 6Beamte, einer sprach sogar englisch. Was ich hier mache, wurde ichgefragt. Nun ja, ich habe mir eine Auszeit genommen um ein Buch zuschreiben. Hier ist es sehr ruhig und schön, dieser Platz inspiriertmich, flunkerte ich und deutete ins Fahrzeuginnere wo der Computereingeschaltet auf dem Tisch stand. Reihum schauten die Ordnungshüterin meinem Wohnraum und waren sichtlich begeistert. Vor allem meinegroße Stabtaschenlampe neben der Tür hatte es Ihnen angetan. Wielange ich bleiben wolle? „ Anfang nächster Woche kommt `ne Freundin,wir treffen uns in Podgorica. Wenn`s kein Problem darstellt, würde ichgerne bis dahin hier stehen bleiben." Nein das sei kein Problem, aber hier sei Zoll- Grenzbezirk, da müssen sie einfach kontrollieren. Ichdurfte sogar ein Photo machen.
Einige Tage später, ich war gerade damit beschäftigt Brennholz zuschneiden, fuhr wieder so ein weißer Polizeijeep an meinem Parkplatzvorbei. Der Fahrer grüsste freundlich und ließ mich in Frieden. Aufmeinen Wegen in die „Internetstadt" machte ich noch Bekanntschaften miteinem Herrn der mir unbedingt meinen Hund abkaufen wollte und mir zwei100 Euroscheine unter die Nase hielt, sowie den Fahrern von gleich 3Autos, die Ihren vermissten Hund suchten. Sie zeigten mir Bilder IhresTieres. Ja, es ähnelte schon ein bischen meiner Flitsch. Kein Wunder,dass die alle bei mir hielten. Am 10. Januar hätte eigentlich meinHandy klingeln sollen. So hatte ich es mit Julia vereinbart. EinKlingelzeichen, einen Tag vor Ihrer Ankunft damit ich Bescheid weiß.Schließlich kann auf knapp 2000 km immer mal was dazwischen kommen, sodass sich die Ankunft verzögert. Aber nichts geschah. Auch am 11. keinSignal. Gegen Abend zog ich noch mal los, um meine Mails zu lesen. Wasweiß der Henker, was da passiert ist. „Ich bin 50 km vor Podgorica. Icherreiche dich nicht. Was nun?" Maileingang vor `ner knappen Stunde. Ichzückte mein Mobiltelefon und wähle: 0049 für Deutschland und dannJulias Nummer „bla blap di dup" Ich verstehe nix. Mein Handy ist tot.Scheißding. Zum Glück ist Julia noch online. Wir chatten via E- Mailund vereinbaren ein Treffen in 4 Stunden. Fast im Laufschritt macheich mich auf den Rückweg. Schnell fahrfähig räumen und spät in derNacht geht es los. Zurück nach Podgorica, einem potenziellen Reisepartner entgegen.
 

Gegen halb 1 in der Nacht erreichte ich den Parkplatz des Delta City Einkaufszentrums. Ich setzte den Blinker rechts, drehte am Lenkrad und trat die Bremse. Eine Polizeikelle mit der deutsch klingenden Aufschrift  STOP  zwang mich dazu. Mit einem freundlichen „Dobree dan" begrüßte ich die Beamten. „I have a meeting here white a girl friend. After we meet each other we leave. " redete ich weiter. "Do you speak english?" fragte mich der Freund und Helfer. Ich konnte mir ein Lachen nur sehr mühsam verkneifen. „I do it the full time" Intelligenzbestien hier die Jungs.  Dann durfte ich weiterfahren. Schnell hatte ich den Dixi-Haus-blauen VW Lupo gefunden mit dem Julia angereist war. Ich stoppte neben Ihr, stellte den Motor ab, drückte auf die Hupe und kletterte aus der Fahrerkabine. Auf der Rückbank des Kleinwagens wackelte es, und Julia pellte sich aus Ihrem Schlafsack. Nachdem wir Ihrem Hund, Hudini, erklärt hatten, dass ich kein böser Angreifer bin, stand ich endlich neben Ihr, neben der Frau in die ich mich, zugegebener maßen, schon während des Schreibens unserer unzähligen E Mails ein wenig verliebt hatte.

 Nach einem kurzen „Hallo" starteten wir erneut unsre Fahrzeuge um die wenigen hundert Meter in eine sich im Bau befindende Straße einzubiegen wo wir die Nacht verbringen wollten. Eine kurze Runde mit unseren vierbeinigen Freunden, damit diese sich mal beschnüffeln können, und ab ins Bett. Julia ist von Zagreb bis hier her durchgefahren, dann hatte sie noch Probleme mich zu erreichen und die berechtigte Angst für´ n Arsch hier hochgefahren zu sein. Dem entsprechend müde war sie. Am nächsten Morgen kaufte ich alles für ein ausgiebiges Frühstück, wir hatten uns ja viel zu erzählen und die gemeinsame Zeit musste grob vorgeplant werden. Dafür ist ein Frühstück nicht verkehrt. Dann ging es kurz ins Internet und Einkaufen. Leute, Leute ich hab noch nie `ne Petersilienwurzel gegessen und wenn mich niemand auf dieses unscheinbare Knollengewächs aufmerksam gemacht hätte, hätte ich es wohl auch nie probiert. Aber essbar ist es tatsächlich. Dann ging es auf in schönere Gefilde.

 Dieser Parkplatz lag wieder einmal im Nationalpark, Skrandansko Jazero. Ich hatte Ihn schon vor einigen Wochen bei einer Wanderung entdeckt. Eigentlich wollte ich damals schon runter gefahren sein aber meine Computerprobleme hielten mich davon ab. Wie es sich für ordentliche Hundehalter gehört unternahmen wir ausgiebige Entdeckungswanderungen ins Umland.

 Wirklich erstaunlich finde ich es, dass wir schneller die Felsen rauf und runter klettern können als Hudini. Ich habe noch nie einen Hund gesehen, der so umsichtig einen Fuß vor den anderen, setzt wie Julias Labrador. Mehr als einmal stand er winselnd vor einem Felsen und kam nicht weiter. Flitsch hingegen meisterte diese Hindernisse mit leichtigkeit. In den folgenden Tagen wanderten wir in jede Himmelsrichtung. OK, nicht unbedingt 10 Stunden lang, aber immerhin 5 oder 6 Stunden. Längere Märsche sind bei dem wechselhaften Wetter auch nicht unbedingt empfehlenswert. Wir erkletterten Berggipfel,

ließen uns von einheimischen auf einen Kaffe einladen,

und genossen die frühlingshaften Temperaturen zwischen den Regenschauern. Die langen Winterabende verbrachten wir mit Gesprächen, Backgammonspiel und Video gucken. Praktischerweise verfügt dieser Parkplatz über eine funktionierende Steckdose in Kabeltrommelreichweite. Heute ist der 27. Januar 2009, es ist 1 Uhr in der Nacht. Julia schläft schon seit Stunden. Ich habe mir `nen Liter Kaffee aufgebrüht und beschlossen diese Nacht vor meinem Computer zu verbringen. Wir reisen nun schon seit 16 Tagen zusammen und ich muss sagen, dass mir die Frau in dieser Zeit nicht unsympathischer geworden ist. Ja, ich habe mich verliebt und diese Gefühle werden erwidert. Da sind so viele Dinge die mir gefallen. Wir können Wandern, meine Hauptbeschäftigung, seit ich ein Leben „on the road" begonnen habe. Wir sind in der Lage miteinander zu sprechen. Small  Talk, Blödsinn aber auch über Probleme, Ängste und Meinungsverschiedenheiten. Bereits nach dieser kurzen Zeit bilden wir ein recht gut funktionierendes Team. Alltagsaufgaben werden ohne viele Worte gemeinsam bewältigt. Einer spült, der andere fegt den Fußboden. Das klappt einfach. Es ist auch kein Problem Dienstags in dem Topf Nudeln zu kochen in welchem Montags noch Kartoffeln garten. Mittwoch kann man ihn dann noch mal für Griesbrei nehmen, und wenn man Donnerstags Reis darin kocht ist er fast wieder sauber. Diese Einstellung mag bei Single Männern auf Verständnis stoßen, bei Frauen aber wahrscheinlich doch eher auf Ekelempfindungen. Erwähnenswert finde ich auch Ihren Kulturbeutel. Leute, darin findet man noch nicht mal `nen Lippenstift. Wie sympathisch. An unsrem 2. gemeinsamen Tag sagt Sie doch glatt zu mir: „Du, ich find meine Zahnbürste nicht, ich nehme mal deine." Das es so was noch gibt. OK, da sind auch einige Dinge die mir nicht so taugen. Sie trinkt keinen Alkohol! Ich werd nie mit Ihr auf Sauftour gehen können. Jammerschade! Sie ist Vegetarierin. Das ist eigentlich kein Problem, da ich mich zu 90% auch vegetarisch ernähre. Fleisch ist halt einfach zu teuer. Aber ob ich jemals wieder ein Kaninchen fangen darf? Aber das sind alles Lappalien. Unser größtes Problem ist, dass Julia irgendwann ein Kind will. Also das muss Sie sich abschminken. Ich will keins. Ich fühle mich nicht für die Erhaltung der menschlichen Spezies verantwortlich. Das überlasse ich anderen. Wir haben noch einige Tage „Probezeit" miteinander. Danach fährt Julia definitiv erstmal wieder nach Hause. Dann trennen uns rund 2000 km, Tendenz steigend. Außerdem trennen uns Ihre Wohnung und Ihr Freundeskreis. Ob Sie zurückkommt? Mal sehen. Mich würd´s freuen. Jetzt gilt es erst mal die gemeinsame Zeit zu genießen und uns noch näher zu „beschnüffeln". Deshalb beende ich auch hier meine Ausschweifungen und setzte meinen, äh …. unseren, Erlebnisbericht fort. Nachdem wir alles erwandert hatten, beschlossen wir noch einen Tag das Umland auf dem Wasserweg zu erkunden. Mit meinem Schlauchboot ruderten wir durch den Schilfgürtel

auf den See hinaus. Wir durchkreuzten Auwälder,

und legten hier und da an um uns die Beine zu vertreten. Auf dem Rückweg wurden wir von einem Motorboot der Parkranger aufgehalten. Diese befürchteten, dass wir illegal angeln oder jagen. Als sie sahen, dass wir dies nicht taten interessierten sie sich sehr für meine weibliche Begleitung und hätten diese beinahe auf Ihr Boot gezerrt. Kurz darauf heirateten wir symbolisch auf meiner Ruderjacht und beschlossen, dass ich nie wieder die Frage verneinen werde, ob Julia meine Ehefrau sei. Dann kamen wir noch in eine albanische Militärkontrolle.

Schließlich befinden wir uns hier im Grenzgebiet und haben scheinbar doch nicht ganz unbemerkt albanisches Staatsgebiet erreicht. Nein, Quatsch! Bei den schwer bewaffneten Jungs in Tarnanzügen handelte es sich um 2 Jäger die einfach nur neugierig waren, welche Deppen da mitten im Winter in so `ner Gummijolle auf dem See rumpaddeln. Während diesem Ausflug versagte meine treue Digitalkamera. Nicht das ich sie nass gemacht hätte. Nein, aber der Objektivschutz hatte sich verklemmt. Er öffnete sich nicht mehr. Ich musste immer mit den Fingern nachhelfen. Am Abend wollte ich das Problem mit ein wenig Sprühöl lösen. Sprühöl, das ist doch gut für verklemmte Mechanik. Aber scheinbar nicht für Fotoapparate. Kurz nach der „Reparatur" klemmte nicht nur der Linsenschutz, nein das ganze Objektiv wollte nicht mehr ausfahren. Auf dem Display meiner Kamera konnte ich „Objektivstörung" lesen. Auch reperaturversuche mit dem Schraubenzieher blieben erfolglos.

Zum Glück haben wir Julias Kamera. Meine ist im Arsch. Vielleicht weiß ja wer, wie ich das gute Stück wieder hinbekomme. Ich bin für jeden Hinweis dankbar. Einen Tag später ging es weiter, zurück Richtung Küste.

Julia fuhr in Ihrem Wagen voran. Sie wollte nachschauen ob der Wasserhahn am Ende der Sackgasse funktioniert. Wenn ja, wollten wir dort unsre Wasservorräte erneuern, wenn nein, unseren Weg fortsetzen. Der Wasserhahn funktionierte nicht. Dennoch mussten wir die Fahrt unterbrechen. Ein in den Weg hineinragender Ast hatte meine tolle
Rauchgasführung demoliert. Sie baumelte lose an einer Schraube. Ich musste Sie demontieren. Auch das eigentliche Rauchrohr hatte Schaden genommen. Es war gebrochen. Vor dem nächsten Heizen muss ich da was basteln. Dann ging es weiter. Zurück nach Cetinje. Von hier wollten wir noch einmal ins Internet und `ne Kleinigkeit einkaufen. Dann sollte es weitergehen nach Budwa. Zurück zur Küste. Auf halbem Weg riss mich ein lautes Scheppern aus der gemütlichen Fahrt. Ich trat auf die Bremse, Warnblinker an, und nachgucken was da so scheppert. Das Schutzblech über meinem linken Hinterrad war abgefallen und schliff nun über den Asphalt. Durchgerostet! Das ich daran was tun muss habe ich schon auf der Grube in Bosnien festgestellt. Sobald ich `nen Platz mit Schweißgerät gefunden hatte, wollte ich mich darum kümmern. Ich hätte gedacht,dass das noch stabiler ist. Aber nein, das Ding fällt einfach runter. Ich sammele Fahrzeugteile von der Straße, biege die am Rad schleifende Eisenschiene um, welche einst das Schutzblech hielt und setzte die Fahrt fort. Was für ein Tag. Erst das Rauchrohr, dann das Schutzblech. In Cetinje ist schnell alles erledigt. Mails werden verschickt, die HP upgedatet, Einkäufe erledigt. Bei Budva stoßen wir auf die Küste und biegen Richtung Süden ab. Nach wenigen km erblicke ich ein Loch in der Leitplanke. Von hier scheint eine Piste hinunter zum Strand zu führen. Ich halte wenige hundert Meter später. „Haste das gesehen? Da rechts runter? Das sah doch ganz nett aus. Sollen wir mal gucken gehen ob man da runter kommt?"  Wir schnappen unsere Hunde und erkunden den Weg. Grosse Schlaglöcher werden provisorisch mit Bretten ausgeglichen. Dann geht's zum Strand.

Ich hab den Wagen dann noch mal rot eingekringelt. Ich umwickelte das gebrochene Rauchrohr mit Alufolie und tüddel den Kram mit Draht fest den ich vor Ort finde. Scheint zu funktionieren. Der heutige Tag ist vorbei. Abendbrot und Pennen gehen. Der nächste Morgen weckt uns mit herrlichem Sonnenschein. Ich lasse das Schutzblech Schutzblech sein, und wir machen uns auf Richtung Budva.

Zum ersten Mal spielen unsere Hunde. Hudini liegt der ebenerdige Sandstrand weit mehr als das felsige Gebiet das wir noch gestern
durchwanderten. Unsre 2 Vierbeiner liefern sich ausgedehnte Wettrennen über mehrere hundert Meter Distanz. Eine wahre Freude ihnen zuzuschauen. Im Stadtzentrum gehen wir noch mal online. Ich schaue Julia über die Schultern was sie so Ihren Freunden schreibt.

„So weit ich das beurteilen kann kein Massenmörder." Na Danke! Nettere Worte sind ja kaum zu finden. Auf dem Rückweg genießen wir noch den Sonnenuntergang

bevor wir diesen Tag für beendet erklären. Auch die nächsten 24 Stunden lassen mir keine Zeit den Wagen zu reparieren. Schließlich kann man dem Küstenverlauf nach Norden und nach Süden folgen. Unser heutiges Ziel ist eine Halbinsel welche wir von unsrem Parkplatz aus sehen. Sie scheint vollständig zugebaut zu sein. Sieht aber dennoch recht hübsch aus.

Leider versperrt uns ein Tor den Zutritt. Privatbesitz! Auf unsrem Weg werden wir von 2 Straßenhunden begleitet. 2 Menschen, 4 Hunde. Ein richtiges Rudel. Außerdem freunden wir uns noch mit anderen 4-Beinern an.

Wieder erreichen wir den Wagen erst kurz vor Sonnenuntergang.

Man kann der Küste nach rechts und nach links folgen. Das haben wir getan, dann kann man aber auch eine Wanderung ins Landesinnere unternehmen. Genau das taten wir am 3. Tag unseres Aufenthaltes. Leider überraschten uns immer wieder Regenschauer. Am 4. Tag regnet es Bindfäden. Es regnet um 9, es regnet um 10 und um 12 regnet es immer noch. Wir machen es uns im Bett gemütlich. Was alleine recht Langweilig ist, kann zu zweit ja sehr schön sein. Man seid ihr neugierig. Ja, wir hatten Sex. Ein Livevideo  davon seht ihr
Hier.

Julia wollte spazieren gehen während ich mit den Fahrzeugreparaturen begann.Doch ihr Hund trat in eine Scherbe. Irgendwie stehen diese Tage unter keinem besonders guten Stern. Ich übertrug die Rundung meines Schutzbleches auf eine 3 cm dicke Baubole die hier herumlag. Mit der Kettensäge schnitt ich nun die neuen Aufhängungen zu. Die angerosteten Träger meines Hilfsrahmens wurden mit der Drahtbürste gereinigt und mit kiloweise Lack am weiterrosten gehindert. Dann setzte wieder starker Regen ein, so dass ich die Arbeiten abbrechen musste. Einen Tag später demontierte ich die Hinterräder, schraubte meine Holzträger im richtigen Abstand unter den Wagen, bohrte Löcher in mein Schutzblech.

und schraubte letztlich selbiges in die Träger. Julia half tatkräftig indem sie Schrauben aus weggeworfenen Holzkonstruktionen ausdrehte, das ich meine Schraubenvorräte dem Ende geneigt hatten. Einen weiteren Tag später sollte es dann weitergehen. Im Rückwärtsgang fuhr ich auf die vom Regen aufgeweichte Sandfläche. Nur rund 30 m bis zum Asphalt,und als ob die letzten Tage nicht genug scheiß passiert wäre, vergruben sich meine Hinterräder bis zur Radnabe im weichen Sand. Es regnet in strömen und wir sitzen fest. Arbeitsklamotten an, Schüppe raus, Wagenheber raus, Bretter suchen und ran an die Arbeit. Unser Problem wurde aus der Ferne von fachmännischer und vor allem PS starker Hilfe wahrgenommen. Diese rollte nun unschwer zu übersehen auf uns zu. Da war es die beste Idee, sich nicht dreckig zu machen und zu warten.

Viel schneller und vor allem viel einfacher als gedacht standen wir wieder auf festem Boden.

Wir folgten dem Küstenverlauf vorbei an Katun, Brca und Bar. Kurz hinter Bar soll der längste Sandstrand der Adriaküste beginnen, 18 km. Das ist unser Ziel, welches wir wenige Stunden später erreichten. Bis Bar war der Weg ein Kinderspiel. Ich blieb auf der Küstenstraße und folgte ihr weiter südlich. Kilometer für Kilometer ließ ich den Asphalt unter meinem Wagen hinwegrollen. Aber wo war der Strand? Einen 18 km langen Sandstrand muss man ja irgendwann mal sehen. Aber ich sah noch nicht einmal Wasser. Dafür aber ein Schild „Plaza" das bedeutet Strand, soviel hatte ich gelernt. Ich folgte dem Wegweiser. Die Straße wurde enger und enger, Schlaglöcher reihten sich aneinander, schließlich wich die Asphaltdecke einer Schotterpiste. Ein weiteres Hinweisschild fand ich genauso wenig wie eine geeignete Stelle zum wenden. Im Schneckentempo setzte ich die Fahrt fort, dicht gefolgt von Julias Lupo. Der Weg endete an einer Schranke, dahinter befand sich ein großer Parkplatz. Die Schranke war offen, also passierte ich zum wenden. Dabei erblickte ich das Meer. Also parkten wir, um uns die Gegend etwas genauer anschauen zu können. Sandstrand! Wir hatten unser Ziel gefunden nur wenige km nach dessen Beginn. Bei einem kurzen Erkundungsspaziergang

entdeckten wir einen unweit entfernten Parkplatz direkt am Strand. In der Hauptsaison gibt`s hier wohl recht schnell mecker, aber jetzt dürfte sich niemand darum scheren ob wir hier parken oder nicht. Also Motor an und nix wie hin.

Der Morgen des 26. Januars weckte uns mit lautem Prasseln. Es regnet Bindfäden! Aber getreu der Devise: „Es gibt kein schlechtes Wetter, es gibt nur schlechte Kleidung" brechen wir auf. Wir erwandern den Sandstrand nordwärts bis zu dessen Ende. In einer kleinen, nahezu ausschließlich mit Hotelbauten zu gemauerten Ortschaft biegen wir auf einen Asphaltweg ab. Dieser führt uns über eine Mole weiter am Meer vorbei. Wegen des starken Windes und dem dadurch entstehenden Wellengang ist ein passieren unmöglich. Außerdem humpelt Hudini auf dem Asphalt. Also beschließen wir umzukehren. Aber nicht bevor ich einen neuen Job ausprobiert habe. Ich bin ja ständig auf der Suche nach neuen Einnahmequellen und hier ist eine direkt vor meiner Nase. Ich werde Produkttester und unterziehe meine Regenbekleidung einem Härtetest.

Vier Wellen lasse ich, gut verpackt, über mich hereinbrechen, und ob ihrs glaubt oder nicht, ich bin danach nahezu trocken. Die Ausrüstung besteht aus einer Regenhose Marke: Hat mir Mami geschenkt als ich meinen ersten Hund bekommen habe, und einer Regenjacke mit Kapuze des Herstellers: Hab ich in Montenegro am Strand gefunden. Außerdem kleiden mich tschechische Armeestiefel, eine second hand Lederhose vom Flohmarkt für 10 Euro, T-Shirt und Pulli der Firma: Altkleidercontainer Schwarzenberg, als Unterwäsche trage ich eine Badehose welche in Kroatien vom Meer angetrieben wurde, sowie Socken der Preiskategorie: 3 Paar 1,99 Euro. Zu schade, dass mir weder der Altkleidercontainer noch der Strand von Montenegro etwas für meine harte Arbeit zahlt. Aber ich bräuchte dringend mal ein paar neue Klamotten. Vielleicht liest das ja mal wer mit Verbindungen. Die nächste Welle ist dann die Eure, und wenn der Kram was taugt nenn ich sogar den Hersteller. Am frühen Abend wechselt der Regen in Hagel. Wir sitzen gerade beim Abendbrot als die Geräuschkulisse Dezibelwerte erreicht, die uns zum Anschreien zwingen. „Ich park den Wagen um. Der gehört meinen Eltern, die killen mich, wenn ich mit `nem Hagelschaden wiederkomme." meint Julia. „Wo willste denn hin? Sag bloß du kennst den Weg zur nächsten Tiefgarage? Bis Du am Wagen bist ist das Wetterchen vorbei. Da kannste nix machen, das ist höhere Gewalt." Schon rennt sie raus und ich hinterher. Als das Fahrzeug endlich unter einem schützenden Baum geparkt war, wechselt das Wetter zurück von Hagel nach Regen. Tolle Aktion, unter meinem wallenden Haar gedeihen unzählige Beulen, verursacht von einschlagenden Eisklumpen, Julias Füße zeigen Anzeichen von Erfrierungen (Barfußläufer, ich werd sie nie verstehen) und wir sind pitschnass. Binnen weniger Minuten verwandelt sich die Zufahrt zu unsrem Parkplatz in einen See welcher bis zu unserer Abreise nicht austrocknet.

Aber noch reisen wir nicht ab. Der Regen weicht dem Sonnenschein und bei bestem Wetter folgen wir dem Strand südwärts. 18 km hin und 18 km zurück. Das sind 36 km. Das müsste zu schaffen sein. Auf geht's.

Immer wieder stehen Teile des Strandes unter Wasser. Die gestrigen Regenmassen haben überall Seen gebildet, welche nun durch kleine Flüsse ins Meer abfliesen. Meine Schuhe (tschechische Armeestiefel) erlauben mir Flussdurchschreitungen bis ca. 10 cm Tiefe. Aber Julias Turnschuhe sind nur bis zum Ende der Gummisohle wasserdicht. Aber alles kein Problem da sie ja zur Gattung der Barfußläufer gehört. Außer tonnenweise Müll, der vom Meer angespült wurde, zieren unzählige Hütten den Strand. Im Sommer dienen diese dazu finanzkräftige Touristen mit fast food und kalten Getränken zu versorgen. Jetzt stehen sie verlassen da, und viele von Ihnen wurden aufgebrochen oder erst gar nicht verschlossen. Unsere Neugier treibt uns hinein und nicht all zu selten erblicken wir ein Bild der Verwüstung. Vandalen haben die Innenräume mit Graffiti verziert oder die Polstermöbel aufgeschlitzt, in Kühlschränken krabbeln Maden um die Wette, weil die Betreiber es nicht für nötig hielten, sie bei Saisonende leer zu räumen. Wir entdecken jegliche Art von Gemüse, Töpfe mit undeffinierbarem, dafür aber lebendem Inhalt, angebrochene Milchpackungen, Ketchup, Majo und alles was halt in einen Kühlschrank gehört. Wahrscheinlich glauben die Menschen hier, diese Dinge in der nächsten Saison noch verkaufen zu können. Was brauchbar ist wandert in unsere Rucksäcke. Wir finden Sonnencreme für die nächsten 3 Sommer, Spülmittel, Grillanzünder, ein Glas Honig, Popkornmais, 2-Takt-Öl für meinen Stromerzeuger, Mülltüten und vieles mehr. Nach etwa 3 Stunden Marsch versperrt uns ein besonders tiefer Bach den Weg. Wir finden 2 alte Cola Kästen und nutzen sie als „Brücke". Kasten ins Wasser werfen, draufhüpfen, den 2. Kasten vor uns stellen, Kasten wechseln, den anderen wieder aufheben um ihn erneut vor uns zu stellen. Auf diese Weise erreiche ich trocken das andere Ufer. Julia folgt mir. Leider habe ich nicht schnell genug die Kamera draußen um festzuhalten wie sie bei Ihrem Versuch es mir nachzumachen scheitert und knietief im Wasser steht. Das war`s mit unserer Wanderung, wir machen uns auf den Rückweg.

An den darauffolgenden Tagen ging es noch nach Bar ins Internet und ein wenig hin und her. Das Wetter war sehr wechselhaft und Hudini machte ihre verletzte Pfote zu schaffen so das wir viel Zeit zu Hause verbrachten. Erwähnenswert wäre vielleicht noch die Polizeikontrolle in die wir gerieten als wir den Lupo auf Hagelschäden untersuchten. Aber zwei Deutsche an `ner deutschen Karre, das wird wohl seine Richtigkeit haben. Wir mussten noch nicht einmal unsere Ausweise vorzeigen. Am Morgen des 29. Januar fuhren wir weiter. Nicht nur ich musste einen See durchqueren um wieder auf die Strasse zu gelangen auch Julia hatte Probleme Ihren Wagen trockenen Fußes zu erreichen.


Hier geht es weiter.

 
 

 

 
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