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Pünktlich am 1.10.2008 ging es über die Grenze. Auf den Anruf, dass ich im Oktober in Split `nen Job bekomme, wartete ich vergeblich. Wenige Minuten, nachdem ich den Motor gestartet hatte, erreichte ich die Grenze. Ihre Überquerung war ein Kinderspiel. Ein kurzer Stopp an der kroatischen Seite, meine Papiere wurden durchblättert, dann wurde ich durchgewunken. Die bosnische Seite wollte noch nicht einmal meine Dokumente sehen. Ein winkender Beamter suggerierte mir einfach weiter zu fahren. So liebe ich das. Mein erster Stopp war in Neum. Eine um diese Jahreszeit gespenstig ausgestorbene Stadt. Im Sommer müssen sich hier wohl tausende von Touristen über die Strassen drängen, aber jetzt sind die Hotelbauten nahezu leer und die meisten geschlossen. Selbst die bosnischen Wohnhäuser sind meist verlassen, weil deren Bewohner außerhalb der Saison meist in den größeren Städten im Umfeld einen Zweitwohnsitz haben, wurde mir erzählt. Diese Information bekam ich von zwei Männern die auf `ner Bank saßen und ein Bier tranken. Eigentlich wollten sie mich auf ein wenig Kleingeld anschnorren, aber ich empfahl Ihnen doch die wenigen Meter über die Grenze zu laufen um dort Pfandflaschen zu sammeln. Das ginge super und ich lebe da schon seit Monaten von, erklärte ich. Jetzt sei ich aber gerade erst angekommen und müsse erst irgendwo wechseln. Ich hätte nur Scheine und, so beteuerte ich, 200 Flaschen könne ich nun wirklich nicht verschenken. Schon war ich auf ein Bier eingeladen und erhielt alle Informationen die ich haben wollte. Wie sind hier so die Bullen? Wie die Leute? Wo ist der billigste Supermarkt? Wird`s billiger wenn ich weiter ins Land rein fahre? Als ich nach etwa 2 oder 3 Stunden und einigen Büchsen Bier diese netten Schnorrer verließ, drehte sich mal wieder die ganze Welt um mich. Am späten Abend, als es mir wieder besser ging, zog ich, entgegen Martins Empfehlung, noch einmal los die Stadt zu entdecken. Nix los. Gespenstische Stille. Dennoch traf ich an einem Strandkaffee einen Mann der damit beschäftigt war selbiges für die Winterzeit herzurichten. Gleichzeitig angelte er und trank sein eigenes Bier. Erst kamen unsere Hunde in Kontakt und dann wir, deren Halter. Im Gegensatz zu den zwei Schnorrern vom Nachmittag die deutsch sprachen, konnte ich mich mit Ihm nur durch Zeichensprache verständigen. Schon hatte ich die nächste Flasche Bier in der Hand. Am nächsten Morgen wurde ich zeitig geweckt. "Here is parking only for bus, move!" Ich hatte keine Lust auf Diskussionen und startete meinen Motor. Da der erste Eindruck von Bosnien durchweg positiv war, beschloss ich, nicht wie ursprünglich geplant, nach wenigen km wieder nach Kroatien einzureisen. Ich setzte meinen Weg Richtung Stolac fort und drang so ein wenig tiefer ins Landesinnere ein. Über eine kleine
Nebenstrasse fuhr ich weiter Richtung Trebenje. Mal versperrten mir Schafe und mal Ziegen die Weiterfahrt. Eine herrliche Fahrt hier durchs Landessinnere. Mit jedem Meter den ich mich weiter von der Küste fortbewegte wurde die Besiedlung spärlicher und vor allem ärmlicher. Fenster waren durch Holzbretter ersetzt, Teile des Daches statt mit Pfannen mit Plastikplanen notdürftig abgedichtet. Häuser wichen zu Gunsten von Ruinen. Nach rund 30 km fand ich einen Parkplatz. Nicht das es hier besonders schön gewesen wäre, aber es war besonders tief unter dem Wagen. So tief dass ich bequem unter ihm herlaufen konnte.
Die nächsten 4 Tage verwendete ich dazu um rund 3 Kilo Grundierung und Lack auf meinem Hilfsrahmen zu verstreichen. Ich quälte meine Drahtbürste und schmierte den Karren neu ab. Soll ja schließlich noch was halten. Das Ergebnis kann sich, glaube ich, sehen lassen.
In dieser Zeit kamen wohl alle Menschen aus dem Umkreis von einigen km um den eigenartigen Zigeuner zu bewundern der da, mitten im Nichts, an seinem Fahrzeug arbeitet. Leider war niemand dabei mit dem ich hätte reden können aber meine lackverschmierten Finger und meine Bekleidung erklärten auch ohne Worte was ich da tue. Besonders aufgefallen ist mir ein älterer Mann der eine "Stopp - Kelle" mit sich trug. Diese streckte er jedem Fahrzeug entgegen welches die Strasse entlangfuhr. Anfänglich hielt ich Ihn für eine Art Milizkontrolle. Dann aber durchschaute ich was er da tat. Er bettelte. Einige Fahrzeuge stoppten, andere fuhren einfach weiter. Einmal beobachtete ich, wie ein Wagen vor dem Mann die Fahrt verlangsamte, ein Päckchen Zigaretten aus dem Fenster warf, um dann, ohne anzuhalten, wieder zu beschleunigen. Schließlich fuhr ich weiter. Hatte ich noch in Trogier beruhigend zur Kenntnis genommen, dass Israelische Straßenschilder auch in deutschen Schriftzeichen angebracht sind, musste ich hier feststellen, dass die Bosnier von diesem Komfort noch nie etwas gehört haben. Ich habe wirklich keine Ahnung wie diese Ortschaft heißt, die ich hier passiere.
Dann hielt ich wieder in Trebenje. Eigentlich wollte ich mir zwischendrin noch `ne schöne Stelle am Fluss "Trebisnika" suchen dem ich folgte, aber erstens war mein Gas alle, kochen somit unmöglich, und zweitens war der ganze Fluss in ein hässliches Betonbett eingefasst. Zwei Gründe die mich weiterfahren ließen. Glücklicherweise gibt`s in Kroatien und Bosnien die gleichen Gasflaschen, so dass ich die Meinige, die ich noch von Rocko geschenkt bekommen hatte, hier problemlos gegen eine Volle umtauschen konnte. Bei dieser Gelegenheit sollte ich auch mal erzählen, dass die kroatischen Flaschen nicht auf deutsche Regler passen. Das deutsche System dichtet mit Hilfe eines Gummirings; das kroatische ist konisch dichtend. Mann kann sich behelfen, indem man den O- Ring aus `ner deutschen Pulle ausbaut, und ihn zwischen Regler und kroatischer Flasche montiert. Dieses Provisorium ist dicht, aber man erzählt es besser nicht der deutschen Gasabnahmestelle. Trebenje ist nicht meine Stadt. Ich weiß nicht, aber ich bin zwei Nächte durch die Gegend gelaufen und kam mit niemandem ins Gespräch. Ich weiß nicht woran es lag. Auch architektonisch ist Trebenje nicht sonderlich reizvoll. Das erklärt vielleicht warum ich kein einziges Foto geschossen habe. Ich fand einfach kein Motiv. Nach einem Grosseinkauf und dem Erwerb von 30 Litern Diesel (das sollte jetzt bis Albanien reichen) machte ich mich auf, zurück nach Kroatien, in Richtung Dubrovnik. Eine herrliche Aussicht bot sich mir als ich um eine Kurve fuhr und der Blick auf die Küste frei wurde.
Wenig später stand ich dann vor der Grenze. Meine Papiere wurden durchblättert ein Beamter warf einen Blick in meinen Wohnraum dann durfte ich weiterfahren. Kurz darauf der kroatische Grenzposten und der wollte es ganz genau wissen. Ein Beamter durchsuchte meinen Wohnraum, mit einem Löffel buddelte er in meinem Kaffeepulver, dann wollte er wissen, wo das Hundefutter wäre. Ich hob das Kissen von der Couch unter welchem sich das Gewünschte befand. Auch hier buddelte er wie ein Kleinkind im Sandkasten. "Maybe I find some haschich" meinte er zu mir. Ich ließ Ihn buddeln. Ein anderer Beamter wollte, dass ich die
Transponder- Nummer von Flitsch mit dem Gerät auslese das er mir reichte. "Ja später," erklärte ich, jetzt müsse ich erst einmal aufpassen, dass ich nicht bestohlen würde. Ich mag es nicht sonderlich wenn wer in meinen Sachen rumwühlt. Er schaute recht dumm aus der Wäsche: wahrscheinlich hat er noch nie `nen Reisenden erlebt, dessen größte Sorge es war, vom Grenzbeamten beklaut zu werden. In der Zwischenzeit hatte der Fahrzeug - Durchsucher den Schrank unter meinem Spülbecken geöffnet und kramte eine silberne Tüte hervor. Darin ein eindeutig spürbares Pulver, grob geschätzt rund 200g. Der einzige Aufdruck ein verdächtig dreinschauendes Mindesthaltbarkeitsdatum. "Waht´s inside?" "Milkpulver vor Puppies." "Wey are you so scared?" I´m not scared." Ich musste tatsächlich das Päckchen öffnen. Vorsichtig nahm er mit angefeuchtetem Finger eine Kostprobe dieser Hundekinderdroge. Er ließ auch seinen Kollegen probieren, sie beratschalgten sich; letztendlich kamen sie zu dem Ergebnis, dass es sich eventuell dann doch um Milchpulver für Hundebabys handelt. Dann wurde mein Kleiderschrank durchsucht. Besonderes Interesse widmete der Beamte meinem Korb mit der Schmutzwäche. Wahrscheinlich sah er in meiner getragenen Unterwäsche so etwas wie `ne Wichsvorlage. Dieser Perversling. Jetzt legte er sich unter meinen Wagen. Warum Teile des Fahrzeugs frisch gestrichen wären wollte er wissen. „Damit`s nicht rostet" meine knappe Antwort. Mittlerweile machte es mir Spaß den Idi... (nein das kann ich nicht öffentlich über `nen Grenzbeamten sagen) suchen zu lassen. Dann lenkte er seine Aufmerksamkeit auf den Bilderrahmen den ich auf mein Fahrzeug geschraubt habe. Ich holte rasch einen Schraubenzieher und begann mit der Demontage. "I have time lock carfully it´s your job." Er verlor das Interesse; nach ner guten Stunde durfte ich weiterfahren. Zu schade nur`, dass er mir nicht gestattete ein Photo zu schießen als ich Ihn danach fragte, das nächste Mal frage ich erst gar nicht, sondern knipse gleich, schließlich ist das MEIN Auto. Wenn ich überlege wo der überall nicht geguckt hat. Puh.... wenn ich all diese Stellen mit Hasch gefüllt hätte, und diesen Berg dann im Zentrum von Dubrovnik als Heizmaterial in meinen Kamin geschmissen hätte, wäre wahrscheinlich ganz Dubrovnik ne Woche lang dauerstoned vom Passivkiffen gewesen.
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